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Ur-Pilze und ihre „Liebhaber“ in Bernstein

Erde|Umwelt

Ur-Pilze und ihre „Liebhaber“ in Bernstein
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Links: Ein kreidezeitlicher Pilz in Bernstein, Maßsstabs-Balken ein Millimeter. Rechts: Ein Käfer aus der Gruppe der Oxyporinae, Maßsstabs-Balken zwei Millimeter. (Fotos: Nature Communications, doi: 10.1038/ncomms14894 Creative Commons Attribution 4.0 International License: http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)
Überall auf der Welt sprießen sie aus Wald und Wiese: Im Laufe der Evolution haben die sogenannten Großpilze eine enorme Artenvielfalt hervorgebracht. Doch wann entstanden die Urahnen von Fliegenpilz, Champignon und Co? Bernsteinfunde von urtümlichen Pilzen sowie von auf sie spezialisierten Käfern belegen nun: Bereits vor mindestens 99 Millionen Jahren hatten sie bereits eine beachtliche Artenvielfalt hervorgebracht und waren zu Futtermaterial geworden.

Was man umgangssprachlich als Pilze bezeichnet, sind eigentlich nur die Fruchtkörper von Organismen, die aus einem feinen Geflecht bestehen, das den Boden oder andere Materialien durchzieht. Bei den Vertretern der Großpilze sind diese Fruchtkörper im Gegensatz zu denen anderer Pilzgruppen mit bloßem Auge gut erkennbar. Während die Geschichte der Pilze generell tief in der Evolution verwurzelt ist, haben sich diese Großpilze erst vergleichsweise spät entwickelt. Wann genau, ist allerdings schwer feststellbar, denn: Ihre Fruchtkörper sind sehr vergänglich und hinterlassen kaum Spuren – Pilzfossilien sind dementsprechend rar. Eine Möglichkeit der Konservierung gab es allerdings doch: Umfloss ein Tropfen Baumharz die Pilzkörper, konnten sie im Innern eines Bernsteins die Jahrmillionen überdauern.

Pilz-Hütchen in Bernstein

Ein paar wenige solcher Pilz-Bernstein-Fossilien wurden schon entdeckt. Als der älteste bekannte Vertreter der Lamellenpilze galt bisher Palaeoagaracites antiquus, der in einem 99 Millionen Jahre alten burmesischen Bernstein erhalten geblieben ist. Dieser Fund ließ allerding wenig Rückschlüsse über die Entwicklungsgeschichte dieser Pilzgruppe zu. Die neuen Entdeckungen der Forschern um Chenyang Cai von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften  in Nanjing haben nun das Bild enorm bereichert.

Sie entdeckten weitere 99 Millionen Jahre alte burmesische Bernsteine mit verschiedenen eingeschlossenen Lamellenpilzen. Deren Formen glichen bereits denen heutiger Vertreter. Die Wissenschaftler konnten die entdeckten Pilze anhand ihrer Merkmale vier Gruppen zuordnen. Es gab damals also bereits eindeutig Vielfalt unter den Lamellenpilzen, folgern Cai und seine Kollegen. Wie sie erklären, handelte es sich bei den nur millimetergroßen Hütchen wahrscheinlich um die Fruchtkörper von Arten, die sich von Baum-Material ernährten – das erklärt auch, warum sie von Harz umschlossen wurden.

Pilz-fressende Käfer

Doch sprossen in der Kreidezeit nur solche winzigen Pilzchen? Den Forschern zufolge gibt es indirekte Hinweise, dass es auch durchaus schon Vertreter mit größeren Fruchtkörpern gab. Dafür sprechen die Funde weiterer Bernsteinfossilien von den gleichen Fundorten. Sie enthalten markant aussehende Käfer: Diese Krabbler lassen sich bereits eindeutig heutigen Arten zuordnen, von denen bekannt ist, dass sie sich von Pilzen ernähren. Allerdings knabbern diese Oxyporinae-Arten keine Winzlinge – die heutigen Vertreter und auch ihre Larven fressen sich durch die Hüte größerer Pilze. Deshalb vermuten die Forscher, dass nicht die in den Bernsteinen gefundenen Pilzchen auf dem Speiseplan der Käfer standen, sondern die großen Fruchtkörper anderer Pilzarten, die damals ebenfalls schon entstanden waren.

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Unterm Strich zeichnet sich damit ab: Die Gruppe der Großpilze hatte schon vor 99 Millionen Jahren Vielfalt hervorgebracht sowie die Evolution von spezialisierten Insekten ermöglicht. Demzufolge muss auch bereits eine ausreichende Entwicklungszeit vorausgegangen sein. Vermutlich hat der Evolutionsprozess schon mindesten 25 Millionen Jahre vorher eingesetzt, sagen die Forscher.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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