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Sensible „Monster-Schnauzen“

Erde|Umwelt

Sensible „Monster-Schnauzen“
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Künstlerische Darstellung des Gesichts von Daspletosaurus horneri (Bild:Dino Pulerà)
Zähne wie Messer und brachiale Beißkraft – Feinfühligkeit assoziiert man nicht gerade mit den Tyrannosaurien. Doch offenbar besaßen sie ausgesprochen sensible Schnauzen, legt die Untersuchung der Fossilien einer neu entdeckten Art der Raubsaurier nahe. Die Tiere verfügten demnach im Gesicht über feine Strukturen zur Wahrnehmung von Tastreizen, ähnlich wie sie auch die heutigen Krokodile besitzen. Möglicherweise waren die Tyrannosaurier dadurch auch zu sehr feinfühligem Verhalten bei der Brutpflege oder der Paarung fähig.

Tyrannosaurus rex ist der große Star – doch er war nur einer von zahlreichen Vertretern aus der artenreichen Gruppe der Tyrannosaurier. US-Paläontologen haben dieser berühmten Dino-Familie nun eine neue Spezies hinzugefügt: Daspletosaurus horneri, dessen Überreste im US-Bundesstaat Montana entdeckt wurden. Dieser Raubsaurier lebte vor etwa 74 Millionen Jahren und erreichte eine Länge von etwa neun Metern – er war damit etwas kleiner als sein späterer Cousin T. rex.

„Fingerspitzengefühl“ rund ums Maul

Durch Befunde an den ausgesprochen gut erhaltenen fossilen Schädel-Überresten von drei Exemplaren von Daspletosaurus horneri konnten die Forscher Rückschlüsse auf die Merkmale des Gesichts der Tiere ziehen. Sie besaßen demnach ein lippenloses, von Schuppen bedecktes Gesicht mit Regionen von harter und schützender Rüstungshaut um Schnauze und Kiefer. Darüber hinaus entdeckten die Forscher charakteristische Strukturen, die sie als Foramina identifizierten: kleine Öffnungen für Nerven. Diese standen den Forschern zufolge vermutlich mit dem Trigeminusnerv in Verbindung, der bei vielen Lebewesen Reize an das Gehirn weiterleitet.

Vermutlich waren diese Merkmale bei allen Vertretern der Tyrannosaurier vorhanden und machten ihre Schnauzen ausgesprochen feinfühlig, sagen die Paläontologen. Ähnliche Strukturen verleihen auch heute noch den Mäulern von Krokodilen und Alligatoren hohe Sensibilität. „Die mögliche Verknüpfung zum Trigeminusnerv ist besonders interessant, weil er eine außergewöhnliche Evolutionsgeschichte hat – er hat sich bei unterschiedlichen Wirbeltieren zu einem Vermittler des sechsten Sinns entwickelt“, sagt Co-Autor Jayc Sedlmayr von der Louisiana State University in Baton Rouge. „Beispielsweise spielt er eine Rolle beim Erfassen von Magnetfeldern bei Vögeln oder der Vermittlung der Reize der Schnurrhaare bei Säugetieren“.

Sensibilität für den „Tyranno-Kuss“?

Doch wozu brauchten denn die Tyrannosaurier Feingefühl in ihren waffenstrotzenden Schnauzen? Wie die Forscher erklären, diente das Maul dieser Raubsaurier wohl sicherlich nicht nur dem Töten und Fressen – wahrscheinlich musste es auch als eine Art Hand fungieren. Möglicherweise haben sie damit sachte ihre Eier oder Jungtiere bewegt oder auch die Temperatur des Nestes erfühlt. Außerdem gibt es den Forschern zufolge noch eine weitere mögliche Funktion für eine sensible Schnauze: beim Paarungsverhalten. „Tyrannosaurier könnten ihre empfindlichen Gesichter aneinander gerieben haben – als Teil des Vorspiels“, schreiben die Wissenschaftler. Ähnliche Verhaltensweisen sind auch heute noch von Krokodilen bekannt.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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