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Der Goliath-Otter mit dem Supergebiss

Erde|Umwelt

Der Goliath-Otter mit dem Supergebiss
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Künstlerische Darstellung des prähistorischen Otters. (Illustration: Artwork by Mauricio Anton)
Er war so groß wie ein Wolf und besaß überdimensional kräftige Kiefer: Vor etwa sechs Millionen Jahren lebte im heutigen China ein geheimnisvoller Vertreter der Otter, berichten Forscher. Mit seinem überraschend starken Gebiss könnte er große Schalentiere geknackt haben oder er war im Gegensatz zu seinen heutigen Verwandten ein Top-Räuber, der sich beispielsweise auch Vögel oder Säugetiere schnappte.

Heute zählt die Familie der Otter (Lutrinae) 13 Mitglieder. Während der bei uns verbreitete Fischotter mit etwa zehn Kilogramm Gewicht ein vergleichsweise zierlicher Geselle ist, bringen es die beiden größten Vertreter auf beachtliche Maße: Mit bis zu rund 40 Kilogramm ist der im Nordpazifik beheimatete Seeotter (Enhydra lutris) der schwerste, gefolgt vom etwa 20 Kilogramm schweren Riesenotter (Pteronura brasiliensis) aus dem Amazonasgebiet. Doch wie Fossilienfunde kürzlich gezeigt haben, gab es vor etwa sechs Millionen Jahren in Feuchtgebieten im heutigen Südwesten Chinas einen Vertreter dieser Tiergruppe, der all seine heutigen Verwandten deutlich an Größe übertraf: Siamogale melilutra. Schätzungen anhand der gefundenen Überreste dieses Tieres ergaben, dass der bizarre Otter wohl über 50 Kilogramm schwer war.

Ein Gebiss, das aus dem Rahmen fällt

Nun haben sich die Forscher um Jack Tseng von der University at Buffalo einmal gezielt mit dem Gebiss dieses Tieres befasst. Anhand von CT-Scans der fossilen Überreste erstellten sie dazu zunächst ein dreidimensionales Modell des Schädels des Otters. Um Vergleiche zu ermöglichen, entwickelten sie auch biomechanische Modelle der Schädel der heute noch existierenden Spezies. Bei diesen zeichnete sich ab: Es gibt bei den Arten einen linear proportionalen Zusammenhang zwischen der Körpergröße und der Kräftigkeit des jeweiligen Gebisses.

„Wir begannen unsere Untersuchung mit der Erwartung, dass wir bei Siamogale melilutra schlicht eine größere Version des Gebisses eines Seeotters feststellen würden – doch das war nicht der Fall“, sagt Tseng. Bei den Analysen zeichnete sich ab: Der prähistorische Otter fällt deutlich aus dem Rahmen – auf ihn passt die Körpergröße-Kiefer-Regel nicht. Dem biomechanischen Modell zufolge war sein Gebiss sechsmal kräftiger, als es zu erwarten wäre. Es handelte sich nicht nur um einen riesigen Otter, er besaß auch ein außergewöhnlich mächtiges Maul, resümieren Tseng und seine Kollegen.

Ein rabiater Räuber?

Damit drängt sich die Frage auf: Was landete denn in dem furchterregenden Gebiss von Siamogale melilutra? Den Untersuchungsergebnissen zufolge wären seine Kiefer stark genug gewesen, die Schalen von großen Mollusken oder die Knochen von Vögeln und kleinen Säugetieren zu zermalmen. „Wir wissen es nicht genau, aber wir denken, dass dieser Otter im Vergleich zu den heutigen Arten ein ausgesprochener Top-Prädator gewesen sein könnte“, sagt Tseng.

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Co-Autorin Denise Su vom Cleveland Museum of Natural History ergänzt: „Zu den Lebzeiten dieses Otters umfasste das Gebiet, in dem seine Überreste gefunden wurden, einen Sumpf oder einen flachen See, umgeben von Wäldern. Dort gab es eine vielfältige aquatische Fauna, darunter Fische, Krabben, Mollusken, Schildkröten und Frösche, sowie viele verschiedene Arten von Wasservögeln. Sie alle könnten Beutetiere für Siamogale melilutra gewesen sein“, sagt die Paläontologin.

Quelle:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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