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Ur-Säuger mit scharfen Sinnen

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Ur-Säuger mit scharfen Sinnen
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Vintana sertichi glich ein wenig einem zu groß geratenen Murmeltier (Luci Betti-Nash)
Madagaskar ist Heimat einer faszinierenden und artenreichen Tierwelt, die selbst Biologen immer wieder verblüfft. Jetzt jedoch haben Forscher dort auch einen Schatz der Urzeit geborgen: das Fossil eines Ur-Säugetiers aus der Kreidezeit. Das Besonders daran: Dieser frühe Säuger ist einer der wenigen bisher bekannten Vertreter seiner Gruppe auf dem Südkontinent Gondwana – und noch dazu der größte. Die Merkmale des gut erhaltenen Schädels geben zudem wertvolle Einblicke in die Lebensweise dieses Tieres. Demnach ernährte es sich von Nüssen, Wurzeln und anderen harten Pflanzenteilen und war sehr wendig, hatte große Augen, ein gutes Gehör und eine ausgesprochen feine Nase.

Die Vorfahren der heutigen Säugetiere wuselten schon in den urzeitlichen Landschaften herum, als die Dinosaurier noch das Land dominierten. Davon zeugen Fossilien – allerdings nur sehr wenige. Besonders rar sind Relikte von Ur-Säugern, die auf dem alten Südkontinent Gondwana und den aus ihm hervorgehenden Landmassen Afrika, Südamerika, Australien, Indien, Arabien, der Antarktis und Madagaskar lebten. „Die Gondwanatheria sind die am wenigsten bekannte Gruppe der frühen Säugetiere, von ihnen sind bisher nur ein paar einzelne Zähne und Kieferfragmente gefunden worden“, erklären David Krause von der Stony Brook University in New York und seine Kollegen. Deshalb blieben ihre Lebensweise, ihr Aussehen und ihre Verwandtschaftsverhältnisse völlig im Dunkeln. Doch das hat sich nun geändert – dank eines Schädelfunds auf Madagaskar.

Der aus einer rund 70 Millionen Jahre alten Gesteinsformation geborgene Säugetier-Schädel ist nach Angaben der Forscher bemerkenswert gut erhalten. Dadurch lassen sich erstmals Details des Schädeldaches, der Kiefer, Zähne und der Schnauzenform der Gondwanatheria untersuchen. „Der Schädel gibt uns eine beispiellose Gelegenheit, mehr über die Biologie dieser Säugetiergruppe zu erfahren“, so die Forscher. Tatsächlich zeigt das Fossil eine auffallende Mischung aus typischen Säugetier-Merkmalen und überraschenden Besonderheiten. Deshalb ordneten die Wissenschaftler diesen Vertreter der Gondwanatheria einer neuen Gattung und Art zu, die sie Vintana sertichi tauften. Vintana bedeutet auf madagassisch „Glück“ und steht für den unverhofften aber glücklichen Fund des Fossils.

Relativ groß, wendig und mit scharfen Sinnen

Der neu entdeckte Schädel ist mit 12,4 Zentimetern Länge relativ groß und stark aufgewölbt. Die Paläontologen schätzen, dass Vintana sertichi zu Lebzeiten knapp neun Kilogramm gewogen haben könnte – damit wäre es das größte bisher bekannte Ur-Säugetier Gondwanas. „In einer Zeit, in der die große Mehrheit der Säugetiere gerade einmal mäusegroß war und sie im Schatten der Dinosaurier lebten, war Vintana damit ein Superschwergewicht“, so Krause. Mit rund drei Zentimetern Durchmesser auffallend groß sind auch die Augenhöhlen dieses Säugetiers, wie die Forscher berichten. Zusammen mit weiteren Details der Augenhöhlen-Anatomie lassen sie darauf schließen, dass Vintana relativ große Augen besaß und daher wahrscheinlich in der Dämmerung und bei wenig Licht gut sehen konnte. Aber auch per Geruch konnte sich dieses frühe Säugetier offenbar gut orientieren: Große Nasenhöhlen und vor allem auffallende Auswölbungen im Hirnschädel deuten nach Angaben der Paläontologen darauf hin, dass Vintana gut ausgeprägte  Riechkolben und damit wahrscheinlich ein sehr feines Näschen besaß.

Die kräftigen Backenzähne mit ausgeprägten Kauleisten und die kräftigen Kiefer erlauben auch Rückschlüsse auf die Ernährung dieses kreidezeitlichen Säugetiers: „Es ist wahrscheinlich, dass Vintana von einer gemischten Kost mit vielen harten, großen Pflanzenteilen wie Wurzeln, Samen oder nussähnlichen Früchten lebte“, so Krause und seine Kollegen. Aus den Merkmalen des Innenohrs geht zudem hervor, dass der Pflanzenfresser einen guten Gleichgewichtssinn besaß und so selbst bei schnellen Bewegungen seine Balance gut halten konnte. Er war daher vermutlich ziemlich wendig und beweglich, wie die Paläontologen erklären.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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