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Knochenfresser-Wurm fraß Meeressaurier

Erde|Umwelt

Knochenfresser-Wurm fraß Meeressaurier
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Osedax-Würmer an einem Knochen (Nick Higgs)
Der Osedax-Wurm ist eine Kuriosität der Evolution: Das Tier ohne Augen, Mund oder Darm zehrt von den Knochen von Walkadavern, die in die Tiefsee hinabgesunken sind. Wie lange es diese bizarren Würmer schon in den Ozeanen gibt, war bisher jedoch rätselhaft. Jetzt haben Biologen erstmals Spuren von Osedax-Würmern in fossilen Knochen aus der Kreidezeit entdeckt. Sie belegen nicht nur, dass diese Würmer schon vor 100 Millionen Jahren existierten, sie zeigen auch, dass sie keineswegs auf Meeressäuger abonniert sind. Stattdessen passten sie ihren Speiseplan an die jeweils vorhandenen Kadaver an.

Obwohl die Osedax-Würmer in nahezu allen Meeren vorkommen, wurden sie erst im Jahr 2004 entdeckt – vielleicht kein Wunder, denn die Würmer hausen in einer ziemlich speziellen Umgebung: Ihr Lebensraum sind vergammelte Walkadaver, die auf den Grund des Meeres abgesunken sind. Die hochspezialisierten Würmer leben in und auf den Knochen dieser toten Meeressäuger. Ihr Kopfende mit den Kiemenanhängen ragt heraus, ihr wurzelartig verzweigtes Hinterende ist dagegen tief im Knochen verankert. Symbiotische Bakterien helfen ihnen dabei, die organischen Bestandteile des Knochenmaterials herauszulösen und zu verdauen.

Doch seit wann es diesen eigentümlichen Vertreter der vielborstigen Ringelwürmer (Polychaeta) gibt, blieb bisher unklar, wie Silvia Danise und Nicholas Higgs von der Plymouth University berichten. Die ältesten fossilen Belege für Osedax-Würmer stammen zwar aus 30 Millionen Jahre alten Knochen eines Urzeitwals, der vor der Küste des US-Bundesstaats Washington gefunden wurde. Doch genetische Analysen sprechen dafür, dass Osedax sich schon viel früher entwickelt haben könnte – wann genau, ist allerdings strittig. Eine Studie kam auf ein Alter von rund 45 Millionen Jahren, eine andere dagegen auf sogar 125 Millionen Jahre, wie die Forscher berichten. Solange aber fossile Belege fehlten, ließ sich nicht entscheiden, wer Recht hat.

Wurmspuren in Saurierknochen

Das hat sich nun geändert. Denn Danise und Higgs haben nun gleich drei Fossilien entdeckt, in denen Spuren des Osedax-Wurms zu finden sind. Beim ersten handelt es sich um den 100 Millionen Jahre alten Oberarmknochen eines Plesiosaurus, eines bis zu 15 Meter langen Meeresreptils. Die anderen beiden Fossilien bestehen aus Rippen und Bauchpanzer von urzeitlichen Meeresschildkröten, die vor rund 60 Millionen Jahren lebten. In allen drei Fossilien entdeckten die Forscher typische Indizien für einen Osedax-Befall: Bei der Durchleuchtung der Knochen mittels Computertomografie wurde eine kreisrunde, klar abgegrenzte Öffnung an der Knochenaußenseite sichtbar, die sich innen zu einer unregelmäßigen Kaverne erweiterte. „Auch wenn die modernen Osedax-Bohrungen eine große Spannbreite von Röhrenformen zeigen, diese Merkmale sind typisch für ihre Aktivität“, erklären Danise und Higgs.

„Wir liefern damit den ersten fossilen Beweis dafür, dass die knochenfressenden Osedax-Würmer schon im Mesozoikum entstanden sind“, sagt Danise. „Sie erschienen damit lange vor der Entwicklung der Wale und überlebten sogar das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit.“ Der gemeinsame Vorfahre aller heutigen Osedax-Würmer muss schon in der mittleren Kreidezeit entstanden sein, der Urahn aller röhrenbauenden Bartwürmer (Siboglinidae), der Familie, zu der Osedax gehört, könnte sogar noch viel älter sein, wie die Forscher erklären. Die Schildkröten-Fossilien erklären wiederum, wie die Knochenfresser-Würmer die Zeit vom Aussterben der Meeressaurier vor rund 65 Millionen Jahren bis zur Entwicklung der ersten Wale vor rund 45 Millionen Jahren überdauerten: Sie nutzten offenbar urzeitliche Schildkröten-Kadaver als Überbrückungs-Speise.

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Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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