Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Waffen-Evolution: Der Dino mit der Keule

Erde|Umwelt

Waffen-Evolution: Der Dino mit der Keule
15-08-31 Ankylo 2.jpg
Künstlerische Darstellung des Ankylosauriers Ziapelta. Credit: Sydney Mohr
Tonnenschwere Panzer-Giganten, bewaffnet mit wuchtigen Keulen: Die Ankylosaurier gehören zu den spektakulärsten Vertretern der Dino-Ära. Doch wie kamen sie eigentlich zu ihren berühmten Knochenbrecher-Waffen? Dieser Frage sind Paläontologen nun systematisch nachgegangen. Ihren Ergebnissen zufolge gewann der Schwanz in der Evolutionsgeschichte der Ankylosaurier in charakteristischer Weise an Schlagkraft: Die frühen Arten besaßen noch flexible Schwänze, dann entwickelten sie versteifte Versionen und in der Kreidezeit bewaffneten sie sich schließlich zusätzlich mit ihrem klobigen Markenzeichen.

Bei den Ankylosauriern handelt es sich um eine ausgesprochen erfolgreiche Dinosauriergruppe: Am Ende der Kreidezeit hatten viele unterschiedliche Arten weite Teile der Erde besiedelt, von denen einige Längen von über zehn Metern erreichten. Die massigen Pflanzenfresser lebten bekanntlich in einer gefährlichen Zeit: Gigantische Raubsaurier wie T. rex waren auf der Suche nach Beute. Um den Zähnen und Klauen zu entgehen, gab es für pflanzenfressende Dinosaurierarten generell zwei mögliche Strategien: Schnelligkeit oder Wehrhaftigkeit. Die Ankylosaurier setzten eindeutig auf Letzteres: Ihre gesamte Körperoberseite war durch dicke Knochenplatten vor Angriffen geschützt. Bei manchen Arten waren sogar die Augenlider gepanzert. Doch sie setzten nicht allein auf passive Verteidigung: Bei Bedrohung schlugen sie mit ihren Schwänzen um sich, an deren Enden schwere Knochen-Verdickungen saßen. Raubsaurier liefen dadurch Gefahr, sich bei einer Attacke auf die wandelnden Burgen ein gebrochenes Bein einzuhandeln.

Wie „griffen“ die Ankylosaurier zur Keule?

Doch die Ankylosaurier besaßen nicht von Anfang an Keulen. Die Wurzeln dieser Dinosauriergruppe gehen ins Erdzeitalter des Jura zurück. Damals besaßen sie zwar schon Panzerungen, aber noch keine Verdickungen am Schwanzende.
Um der Keulen-Evolution auf die Spur zu kommen, haben die Forscher um Victoria Arbour vom North Carolina Museum of Natural Sciences in Raleigh nun systematisch die Fossilienfunde von Ankylosaurierarten von der Jura- bis in die Kreidezeit ausgewertet.

„Um das Gewicht der Keule tragen und effektiv schwenken zu können, brauchten die  späten Ankylosaurierarten ein steifes Schwanzende, wie beim Griff einer Axt“, erklärt Arbour. „Dazu mussten die Wirbel kaum beweglich sein, da andernfalls das Gewicht der Knochenverdickung eine solche Dynamik entwickelt hätte, dass Muskelrisse und Wirbelverschiebungen aufgetreten wären“, so die Pläontologin. Ihr zufolge hätten theoretisch drei evolutionäre Entwicklungsprozesse zu diesem Ergebnis führen können. Möglichkeit Nummer eins: Erst wurden die Schwanzenden zunehmend dicker und daran passte sich dann die Flexibilität des Schwanzes an. Version zwei: Erst entstand ein versteifter Schwanz als Waffe und dann bildete sich zusätzlich noch die Keule aus. Oder schließlich Möglichkeit drei: Es kam zu einer Tandem-Entwicklung – starrer Schwanz und Keule entwickelten sich parallel.

Erst versteifter Schwanz dann Keule

Die Forscher fanden nun bei ihren Recherchen Hinweise, dass wohl Evolutions-Mechanismus Nummer zwei zur Entwicklung des voll ausgereiften Waffenapparats geführt hat. Aus der zeitlichen Einordnung der Fossilienfunde und den Untersuchungsergebnissen der Anatomie der Schwanzstrukturen geht hervor, dass die Ankylosaurier bereits vor dem Auftreten der ersten Keulen versteifte Schwanzwirbel besaßen. „Es ist zwar möglich, dass sich bei einzelnen Arten ‚Griff‘ und Keule im Tandem entwickelt haben“, räumt Arbour  ein. „Prinzipiell zeichnet sich aber ab, dass sich der Schwanz erst versteifte, bevor die Verdickungen entstanden, um die Wirksamkeit des Schwanzes als Waffe zu maximieren“, resümiert die Paläontologin.

Anzeige

 

Darstellung der Entwicklung des Schwanzes bei Ankylosauriern. Credit: Victoria Arbour

 

 

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Mil|be  〈f. 19; Zool.〉 Angehörige einer Ordnung der Spinnentiere, deren ursprünglich gegliederter Hinterleib mit dem Kopfbrustabschnitt zu einem ungegliederten Körper verschmolzen ist: Acari [<ahd. mil(i)wa … mehr

Heil|se|rum  〈n.; –s, –se|ren; Med.〉 von Tieren gewonnenes Serum, das Antikörper (Immunstoffe) gegen bestimmte Krankheitserreger enthält

Kal|zi|um|kar|bid  〈n. 11; unz.; Chem.〉 wichtiger chem. Rohstoff, u. a. zur Herstellung von Azetylen u. Kalkstickstoff verwendet; Sy Karbid ( … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige