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Ross und Reiter in Bernstein

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Ross und Reiter in Bernstein
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Credit: Dr Dave Penney, The University of Manchester
Vor etwa 16 Millionen Jahren starben sie gemeinsam in einem Tropfen Harz: eine Eintagsfliege und ein winziger Springschwanz, der auf ihrem Rücken per Anhalter reiste. Dieses kuriose Duo haben britische Forscher jetzt in einem Bernstein aus der Karibik entdeckt. Derartige Transportstrategien seien von heutigen Springschwänzen nicht bekannt, es sei aber möglich, dass solches Verhalten bisher nur noch nie aufgefallen ist, sagen die Forscher.

David Penney von der University of Manchester und seine Kollegen haben den Bernstein, der aus der Dominikanischen Republik stammt, mittels Computertomographie untersucht. Über 3.000 Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln zeigen die ?Zeitreisenden? in erstaunlicher Klarheit: Der Springschwanz klammerte sich am Ansatz des rechten Flügels der Eintagsfliege fest. Zusätzlich hatte er sich mit einem Fühler am Flügel verankert. Diese Details machen unwahrscheinlich, dass die beiden Tiere nur zufällig durch das fließende Harz zusammengedrückt wurden, sagen die Forscher. Möglicherweise sei der kleine Passagier aber gerade auf dem Absprung gewesen: Seine Position legt nahe, dass er sich auf die Flucht vorbereitete, als das Harz ihn erfasste.

Per Flugreisen auf entlegene Inseln

Die vielen unterschiedlichen Arten der Springschwänze, auch Collembolen genannt, haben sich die unterschiedlichsten Lebensräume der Erde erobert. Ihre erstaunliche Sprungkraft hat diesen oft weniger als einen Millimeter großen Gliederfüßern ihren Namen gegeben: Bei Gefahr katapultieren sie sich mit einer speziellen Sprunggabel an der Unterseite ihres Bauches in hohem Bogen davon. Dass sie sich allerdings neben Sprüngen auch durch Flugreisen fortbewegen, war bisher unbekannt.

Es gibt bereits einen Beleg für ?terrestrisches Trittbrettfahren?, ebenfalls in einem Bernstein: Er zeigt fünf Springschwänze, die sich nebeneinander am Vorderbein eines Spinnentiers festhalten. Möglicherweise sind Fluginsekten aber ebenfalls übliche Fortbewegungsmittel, was bisher nur noch nicht beobachtet wurde, sagen die Forscher. Dies könnte erklären, wie die Springschwänze fast jeden Winkel der Welt erreicht haben, sogar entlegene Inseln.

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Eine Eintagsfliege war für eine Fernreise allerdings kaum geeignet. Wie der Name nahelegt, leben die Insekten nur wenige Stunden, höchstens einige Tage. Den Hauptteil ihrer Existenz verbringen sie dagegen als Larven im Wasser. Als erwachsenes Insekt nehmen Eintagsfliegen nicht einmal mehr Nahrung auf. Ihre Flugkünste sind außerdem äußerst begrenzt, und sie bewegen sich nicht weit von ihrem Geburtsort weg. Der Springschwanz hatte sich vor 16 Millionen Jahren also nicht gerade die beste ?Airline? ausgesucht.

David Penney (University of Manchester) et al.: PLOS ONE, doi:10.1371/journal.pone.0047651 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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