Das 72 Zentimeter lange Tier war ein frisch geschlüpftes Baby, wie der Knochenbau beweist. Es hatte kurze Beine und einen verhältnismäßig großen Kopf mit großen Augen. Die Form der Zähne deutet darauf hin, dass sich das Tier von Insekten und anderen kleinen Beutetieren ernährte. Damit besetzte es eine andere ökologische Nische als erwachsene Raubsaurier, die vor allem große Beutetiere verspeisten. Wie groß ein ausgewachsener Sciurumimus wurde, ist unklar. ?Wir wissen von anderen Funden, dass Dinosaurier ein rasantes Wachstum hinlegen
konnten?, sagt Oliver Rauhut. ?Ausgewachsen mag Sciurumimus durchaus sechs Meter oder mehr erreicht haben.“
Der Fund ist nicht nur wegen der einmaligen Erhaltung eine Sensation. Das Fossil beweist auch, dass flauschige Hautfortsätze nicht erst bei den engeren Verwandten der Vögel auftauchten, sondern eine Art Urzustand aller Dinosaurier waren. Die Vögel gingen nach heutiger Meinung aus der Gruppe der Coelurosaurier hervor, zu denen bekannte Arten wie Tyrannosaurus rex, Velociraptor oder Deinonychus (?Schreckliche Kralle?) gehörten. Alle bislang bekannten Fossilien von gefiederten Dinosauriern gehörten zu dieser Gruppe. Die Funde stammten vor allem aus China, es gibt aber auch einen Fund aus Deutschland: 2006 wurde in den bayerischen Plattenkalken der gefiederte Juravenator gefunden, ebenfalls ein Coelurosaurier. Da allerdings auch einige entfernter verwandte Dinosaurier und sogar die fliegenden Pterosaurier primitive Hautfortsätze besaßen, rätseln Paläontologen schon seit einiger Zeit, ob ein Kleid aus flauschigen Fasern eine primitive Eigenschaft einer größeren Gruppe von Reptilien war ? oder ob Dinosaurier und Flugsaurier den Flaum unabhängig voneinander entwickelten.
Wie Rauhut und Kollegen jetzt berichten, entstammt Sciurumimus der Linie der Megalosaurier, einer Gruppe von Raubsauriern, die sich recht früh vom Stammbaum der Theropoden abspalteten. Die Art ist nicht besonders eng mit den gefiederten Coelurosauriern verwandt. Es handele sich um das vollständigste Exemplar eines Megalosauriers und um eines der am besten erhaltenen Diosaurier-Fossilien überhaupt. Insgesamt sind 98 Prozent des Skeletts erhalten geblieben.