Um die Bedingungen besser verstehen zu können, die die einzigartigen Funde hervorgebracht haben, untersuchten Smith und Wuttke nun die Gelenke mehrerer Fossilien der Echse Geiseltaliellus maarius, die in Messel recht häufig vorkam. Die Wissenschaftler stellten fest, dass das Weichgewebe nicht vollständig bakteriell zersetzt wurde. Sie schließen daraus, dass das Bodenwasser des Messel-Sees frei von Sauerstoff war. ?Unter solchen Bedingungen sind Bakterien nicht in der Lage, die Fette von Leichen vollständig aufzulösen?, erklärt Michael Wuttke. Das Körperfett verwandelte sich offenbar in das haltbare Leichenwachs. Es konservierte die Kadaver mehrere Jahrzehnte, bis sie vollständig im Seeboden begraben waren und versteinerten.
Was mit den Körpern toter Tiere normalerweise passiert, untersuchte Wuttke zusammen mit Achim Schwermann von der Universität Bonn. Die Forscher legten den Kadaver eines Gartenschläfers in einen mit Teichwasser gefüllten Behälter. Bereits nach zehn Tagen löste sich ein Handknochen vom Rest des Skeletts, nach zwei Monaten war der Kadaver völlig aufgelöst. Nur noch vereinzelte Knochen, Zähne und Haare fanden sich im Behälter. Die Forscher beobachteten die Verwesung mit einem hochauflösenden Computertomographen. Sie stellten fest, wie in dem Kadaver Gase entstanden, wie sich die inneren Organe verflüssigten und wie sich die Verbindungen zwischen den Knochen nach und nach auflösten, bis selbst das Skelett zerfiel.
Anschließend verglichen sie die verschiedenen Zerfallsstadien mit dem Fossil eines Fingertiers aus Messel, das ungefähr genauso groß war wie das moderne Nagetier. Smith und Wuttke kamen zu dem Schluss, dass der Zersetzungsprozess bei dem Fossil vorzeitig zu einem Halt gekommen sein muss, ähnlich wie auch bei der Echse – und zwar höchstwahrscheinlich, weil sich Leichenwachs bildete und die Knochen wie Kitt zusammenhielt.