Paläontologen haben auf einer Insel der Antarktis einen knapp 20 Zentimeter langen Schwanzwirbel eines Sauropoden gefunden. Zu dieser Dinosaurier-Gruppe gehörten auch die gewaltigsten Landtiere der Erdgeschichte, wie der bekannte fast 30 Meter lange Brachiosaurus. Der Fund ist ein Beleg für den enormen Erfolg dieser Saurier-Gruppe: Sie haben einst alle Kontinente besiedelt ? auch die heutige Antarktis, die damals weiter nördlich, in gemäßigteren Klimazonen lag.
Ein massiger, tonnenförmigen Körper, ein langer Schwanz und Hals mit einem verhältnismäßig winzigen Kopf ? das sind die Markenzeichen der Sauropoden. Berühmt sind sie auch für ihre Superlative: Momentan gilt der Sauropode mit dem Namen Argentinosaurus als das größte Landtier der Erdgeschichte. Er war vermutlich bis zu über 30 Metern lang und über 70 Tonnen schwer. So bizarr und antiquiert uns die Sauropoden heute auch erscheinen mögen, sie waren ein ausgesprochenes Erfolgsmodell der Evolution: Viele unterschiedliche Arten von Sauropoden existierten im Zeitraum von vor 228 bis zum großen Massensterben vor 65,5 Millionen Jahren. Ihre fossilen Überreste wurden weltweit gefunden, bisher mit einer Ausnahme: der Antarktis. Diese Lücke konnten die Paläontologen um Ignacio Cerda von der Universidad Nacional del Comahue nun schließen.
Die Forscher entdeckten das Fossil auf der James-Ross-Insel vor der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel. Es handelt es sich um einen fast 20 Zentimeter langen Schwanzwirbel. Anhand der Form und Größe konnten ihn Cerda und seine Kollegen einem Vertreter der sogenannten Titanosaurier zuordnen. Diese Untergruppe der Sauropoden starb erst am Ende der Kreidezeit vor rund 65 Millionen Jahren aus.
Weil große Teile des antarktischen Kontinents von mehr als drei Kilometer dickem Eis bedeckt sind, ist die Suche nach Zeugnissen vergangenen Lebens äußerst schwierig. Vermutlich gibt es dort allerdings viel zu entdecken, denn der südlichste aller Kontinente war nicht immer so unfreundlich wie heute. Während der Kreidezeit lag die Antarktis weiter nördlich als heute und hatte daher ein deutlich milderes Klima und üppige Vegetation. Der Kontinent war außerdem noch über Landbrücken mit Australien und Südamerika verbunden. Vermutlich sind die Sauropoden über diese Verbindungen in die Antarktis eingewandert.
Ignacio Cerda von der Universidad Nacional del Comahue et al.: Naturwissenschaften, DOI: 10.1007/s00114-011-0869-x © wissenschaft.de ?
Martin Vieweg