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Urzeit-Jäger mit scharfem Blick

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Urzeit-Jäger mit scharfem Blick
Vor mehr als 500 Millionen Jahren waren seltsame, krebsähnliche Wesen aus der Gruppe der Anomalocariden die gefährlichsten Raubtiere auf der Erde. Diese knapp einen Meter großen Vorläufer von Insekten, Spinnen und Krebstieren hatten ein rundes, von spitzen Platten gesäumtes Maul, zwei kräftige Fangarme, aber keine Beine und keinen Panzer. Zum Erfolg bei der Jagd dürfte ihr ausgezeichnetes Sehvermögen beigetragen haben, berichten jetzt Forscher um John Paterson: Anomalocariden hatten riesige Facettenaugen, die aus Tausenden sechseckiger Einzelaugen bestanden.

Die Forscher entdeckten zwei versteinerte Augen in 515 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten auf einer Insel im Süden Australiens. Aus der Größe und der Form der Augen schlossen sie, dass diese einmal einem Vertreter der Anomalocariden gehört haben müssen. Diese Monsterkrabben waren die ersten größeren Raubtiere auf der Erde. Sie lebten wenige Millionen Jahre nach der kambrischen Radiation ? dem plötzlichen Erscheinen der Tiere auf der Erde.

Anomalocariden hatten zwei Stielaugen an beiden Seiten des Kopfes. Paläontologen hatten zwar schon vermutet, dass es sich dabei um Facettenaugen handelte, wie sie heute für Insekten und andere Gliederfüßer typisch sind. Doch obwohl in berühmten Lagerstätten wie den Burgess-Schiefern in Kanada oder in Chengjiang in China viele Anomalocaris-Fossilien gefunden wurden, waren die Augen nicht gut genug erhalten, um diese Frage eindeutig zu klären.

Die jetzt gefundenen fossilen Augen bestanden aus mindestens 16.000 sechseckigen Einzelaugen, schreiben die Forscher. Sie hatten einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern. Damit konnten die Urzeit-Jäger fast so gut sehen wie heutige Libellen, die unter den modernen Gliederfüßern die besten Augen haben. Die einzelnen fossilen Linsen haben einen Durchmesser von etwa einem Zehntel Millimeter und sind unter dem Elektronenmikroskop gut erkennbar. Aus dem Aufbau der Augen schließen die Forscher, dass die Anomalocariden tagsüber im flachen, lichtdurchfluteten Wasser jagten.

Aus der Tatsache, dass hochentwickelte Augen bereits so früh in der Evolution erschienen, schließen die Forscher, dass im Ozean des Kambriums bereits ein erheblicher Evolutionsdruck herrschte. Der Fund der Facettenaugen stützt zudem die Theorie, dass die Anomalocariden tatsächlich zu den Gliederfüßern (Arthropoden) gehörten. Bei dieser Gruppe kam das Augenlicht offenbar vor anderen wichtigen Erfindungen, etwa Beinen und einem festen Außenpanzer ? diese Kennzeichen konnte Anomalocaris nämlich noch nicht aufweisen.

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John Paterson, (University of New England, Australien) et al.: Nature, Bd. 480, S. 237, doi:10.1038/nature10689 © wissenschaft.de – Ute Kehse
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