Anomalocariden hatten zwei Stielaugen an beiden Seiten des Kopfes. Paläontologen hatten zwar schon vermutet, dass es sich dabei um Facettenaugen handelte, wie sie heute für Insekten und andere Gliederfüßer typisch sind. Doch obwohl in berühmten Lagerstätten wie den Burgess-Schiefern in Kanada oder in Chengjiang in China viele Anomalocaris-Fossilien gefunden wurden, waren die Augen nicht gut genug erhalten, um diese Frage eindeutig zu klären.
Die jetzt gefundenen fossilen Augen bestanden aus mindestens 16.000 sechseckigen Einzelaugen, schreiben die Forscher. Sie hatten einen Durchmesser von zwei bis drei Zentimetern. Damit konnten die Urzeit-Jäger fast so gut sehen wie heutige Libellen, die unter den modernen Gliederfüßern die besten Augen haben. Die einzelnen fossilen Linsen haben einen Durchmesser von etwa einem Zehntel Millimeter und sind unter dem Elektronenmikroskop gut erkennbar. Aus dem Aufbau der Augen schließen die Forscher, dass die Anomalocariden tagsüber im flachen, lichtdurchfluteten Wasser jagten.
Aus der Tatsache, dass hochentwickelte Augen bereits so früh in der Evolution erschienen, schließen die Forscher, dass im Ozean des Kambriums bereits ein erheblicher Evolutionsdruck herrschte. Der Fund der Facettenaugen stützt zudem die Theorie, dass die Anomalocariden tatsächlich zu den Gliederfüßern (Arthropoden) gehörten. Bei dieser Gruppe kam das Augenlicht offenbar vor anderen wichtigen Erfindungen, etwa Beinen und einem festen Außenpanzer ? diese Kennzeichen konnte Anomalocaris nämlich noch nicht aufweisen.