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Kurioses Mini-Fossil

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Kurioses Mini-Fossil
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Baltischer Bernstein mit eingeschlossener Spinne und ihrem Passagier: einer winzigen Milbe. Credit: J. Dunlop
Gern verkünden Forscher Superlative über die Größe ihrer untersuchten Fossilien. Im aktuellen Fall gibt es allerdings keine gewaltigen Dinosaurierknochen zu bestaunen, sondern einen Rekordhalter vom anderen Ende des Größenspektrums: eine nur 0,2 Millimeter große Milbe, die ? auf einer Spinne sitzend ? rund 50 Millionen Jahre in einem baltischen Bernstein überdauert hat. Entdeckt hat den Winzling ein Forscherteam mittels hochauflösender 3-D-Aufnahmen aus einem Computertomografen. Dieser Fund ist das kleinste bisher untersuchte Fossil seiner Art, berichten die Wissenschaftler um Jason Dunlop von der Humboldt-Universität in Berlin.

Durch die detailreichen Aufnahmen konnten die Forscher die Milbe auch wissenschaftlich zuordnen: Sie gehört zu den sogenannten Histiostomatidae. Das erkläre, warum der Winzling auf einer Spinne saß, als beide vom Harz umflossen ihr Leben aushauchten, erläutert das Team: Die Milbe war gerade per Anhalter unterwegs. Auch von heutigen Vertretern der Histiostomatidae ist dieses Verhalten bekannt. Sie lassen sich häufig durch Insekten von einem Lebensraum zum nächsten transportieren, denn die meisten Arten sind Bakterienfresser und ihre typischen Lebensräume wie Tierdung, Kompost oder Kadaver sind rasch vergänglich und machen diese Verbreitungsweise notwendig. Eine Spinne sei allerdings als Fortbewegungsmittel eher ungewöhnlich, schreiben die Forscher, denn normalerweise sind Histiostomatidae eher Passagiere von Käfern oder Ameisen.

Die urzeitliche Milbe ist nur ein Pünktchen auf dem Rücken der ebenfalls kleinen Spinne, und doch ist es den Wissenschaftlern gelungen, den Winzling bis ins Detail sichtbar zu machen. So zeigten sich beispielsweise die filigranen Strukturen der Saugplatte, mit der sich das Tier an der Spinne festhielt. Ermöglicht hat das die sogenannte hochauflösende Phasenkontrast-Röntgen-Computertomografie. Diese Technologie kann Oberflächen winziger Objekte abtasten und zur dreidimensionalen Darstellung auf einen Computer übertragen. Dass Körperformen eines so kleinen Lebewesens die Jahrmillionen überdauern, ist extrem selten, dementsprechend ist kaum etwas über die Entwicklungsgeschichte von Milben und anderen Kleinstlebewesen bekannt, sagen die Wissenschaftler. Sie wollen nun ihre Techniken auch bei anderen Bernsteinfossilien einsetzen, um verborgene Kleinststrukturen aufzudecken.

Jason Dunlop von der Humboldt-Universität in Berlin et al.: Biology Letters, doi: 10.1098/rsbl.2011.0923 wissenschaft.de – Martin Vieweg
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