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Kein Aas für T. rex

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Kein Aas für T. rex
Tyrannosaurus rex war wohl doch ein furchteinflößender Jäger und kein harmloser Aasfresser, wie immer wieder berichtet wird. Das haben britische Forscher entdeckt, als sie auf der Grundlage eines heute bestehenden Ökosystems berechneten, ob der mutmaßliche König der Dinosaurier seinerzeit überhaupt als Aasfresser hätte existieren können. Er hätte es zumindest sehr schwer gehabt, zeigen die Ergebnisse: Unter seinen Zeitgenossen gab es unzählige kleinere aasfressende Dinosaurier, die deutlich in der Überzahl und auch flinker unterwegs waren. Sie konnten daher vermutlich die Überreste von bereits erlegten Beutetieren viel schneller aufspüren als der riesenhafte T. rex. Daher schließen die Forscher, dass Tyrannosaurus Rex seine Beute selbst erjagt haben muss, um überhaupt genug Fleisch abzubekommen. Sie glauben, damit einen Schlussstrich unter die seit Jahren anhaltende Debatte über die Frage, ob der furchterregende Dinosaurier ein Aasfresser oder aber ein aktiver Jäger war, ziehen zu können.

Seit Jahren ist unter Saurierexperten umstritten, wie der Speiseplan des vor etwa 65 Millionen Jahren lebenden Tyrannosaurus rex tatsächlich aussah: Während einige Forscher davon ausgehen, dass der Dinosaurier selbst auf Raubzug ging, glauben andere, die Schreckensechse habe sich überwiegend von Kadavern ernährt. Diese Vermutungen gründen meist auf dem Vergleich verschiedener Körpermerkmale fossiler Überreste. Aufgrund dieser morphologischen Faktoren allein können nach Ansicht von Chris Carbone und seinen Kollegen jedoch keine klaren, eindeutigen Aussagen getroffen werden. Denn schließlich unterscheiden sich beispielsweise Adler und Geier zwar nicht so sehr in ihrer Gestalt oder ihrem Körperbau, wohl aber gravierend in ihrem Jagdverhalten. Daher zogen die Wissenschaftler für ihre aktuelle Studie nicht nur fossile Funde zurate, sondern berechneten anhand des Ökosystems der heutigen Serengeti, ob der das Fressen von Kadavern tatsächlich eine effektive Ernährungsweise für die Riesenechse gewesen wäre.

Anhand der bisher in Nordamerika gefundenen Fossilien aus der späten Kreidezeit bestimmten die Forscher zunächst, wer die pflanzen- und fleischfressenden Zeitgenossen von T. rex waren: Neben kleinen fleischfressenden Zweibeinern streiften zeitgleich mit der Riesenechse vor allem kleinwüchsige Pflanzenfresser durch den heutigen Norden Amerikas. Die Hälfte von ihnen wog etwa zwischen 55 und 85 Kilogramm. Die Forscher errechneten dann, dass es im Schnitt alle 17 Quadratkilometer einen 75 Kilogramm schweren Kadaver gegeben haben müsste. Größere Kadaver fanden sich deutlich seltener: Ein 700 Kilogramm schwer Kadaver tauchte nur etwa alle 160 Quadratkilometer auf, eine fünf Tonnen schwere Tierleiche nur einmal auf 1.000 Quadratkilometern, und für einen 25 Tonnen schweren Kadaver mussten die Raubtiere etwa 5.000 Quadratkilometer durchkämmen.

T. rex brauchte mit seiner Körperlänge von etwa 13 Metern wesentlich mehr Futter als seine kleineren Zeitgenossen, hätte jedoch in sechs Tagen gerade einmal einen einzigen 75 Kilogramm schweren Kadaver ergattert. Zu wenig, als dass das Aas für ihn tatsächlich als Hauptnahrungsquelle infrage gekommen wäre, meinen die Forscher – selbst die kleineren Konkurrenten nicht schneller gewesen wären als der Riese. Tatsächlich waren sie jedoch bei der Suche nach einem Aasstück etwa 60-mal erfolgreicher als die Riesenechse. Die Wissenschaftler vermuten daher, dass große fleischfressende Dinosaurier wie Tyrannosaurus rex in der Konkurrenz mit den kleineren Dinosauriern kaum eine Chance gehabt hätten. Ihre Schlussfolgerung: T. rex erbeutete sein Futter, vor allem Wirbeltiere, auf ausgedehnten Jagdzügen – ähnlich wie heute die Löwen in der Serengeti.

Chris Carbone (Zoological Society of London) et al: Proceedings of the Royal Society B, doi: 10.1098/rspb.2010.2497 dapd/wissenschaft.de – Peggy Freede
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