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Stämmiger Drache

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Stämmiger Drache
Im rumänischen Siebenbürgen sind die Überreste eines äußerst ungewöhnlichen fleischfressenden Dinosauriers aufgetaucht: Er lebte vor etwa 70 Millionen Jahren und war eng verwandt mit den unter anderem aus dem Film „Jurassic Park“ bekannten Velociraptoren. Allerdings hatte er einen deutlich stämmigeren Körperbau, entdeckte ein rumänisch-amerikanisches Forscherteam. So verfügte er über sehr viel kürzere, kräftigere Beine als seine berühmten Verwandten und konnte mit gleich zwei riesigen Krallen an den Füßen aufwarten ? Velociraptor besaß nur eine. Die Wissenschaftler tauften das Tier „Balaur bondoc“, was aus dem Rumänischen übersetzt „Stämmiger Drache“ bedeutet. Sie vermuten, dass der Dinosaurier seine Eigenheiten vor allem aufgrund der damaligen Geografie entwickelte: Europa war in der späten Kreidezeit keine durchgehende Landmasse, sondern größtenteils von Ozeanen bedeckt, aus denen einzelne Inseln ragten. Auf diesen Inseln lebende Tiere entwickelten im Gegensatz zu ihren Verwandten auf dem Festland in Asien und Nordamerika häufig ungewöhnliche Merkmale.

Die meisten Inseltiere sind kleiner als ihre auf größeren Landmassen lebenden Verwandten und nicht selten auch primitiver. Das galt auch für Balaur bondoc Zeitgenossen, wissen Paläontologen dank einer Vielzahl von Funden: Es handelte sich dabei vor allem um pflanzenfressende Dinosaurier, die auf allen Vieren liefen und die bei weitem nicht die beeindruckende Größe ihrer bekannteren Verwandten erreichten. Ob sich dieser Insel-Effekt allerdings bei den damaligen Raubtieren ebenfalls zeigt, war bisher nicht bekannt ? zu rar und zu klein waren die bislang aufgetauchten Überreste, es handelte sich lediglich um einzelne Zähne oder Knochenfragmente. Der neue Fund ändert die Situation jedoch: In der Nähe der Stadt Sebeº in der Region Siebenbürgen stießen die Forscher auf ein vergleichsweise gut erhaltenes Skelett des stämmigen Drachens, inklusive eines Beins, einer Hüfte, Teilen des Rückgrats, den Vorderbeinen, einer Hand, einer Rippe und Teilen der Schwanzknochen.

Obwohl der Schädel fehlt, konnten die Wissenschaftler um Zoltán Csiki von der Universität in Bukarest das Aussehen des Tieres relativ gut rekonstruieren. Demnach war Balaur bondoc zwischen 1,80 und 2,10 Metern lang und hatte sehr kurze, stämmige Beine und Füße, bei denen die Knochen zum Teil fest miteinander verbunden waren. Das Becken war ebenfalls ungewöhnlich und besaß große Aussparungen, an denen Muskeln befestigt waren. Die Vordergliedmaßen hingegen waren stark verkümmert, so dass Greifen mit ihnen wohl praktisch unmöglich war. B. bondoc setzte daher wohl eher auf Kraft als auf Schnelligkeit, schließen die Forscher: Wie ein Kickboxer nutzte er vermutlich seine kräftigen Beine, um Beutetiere zu erlegen ? vielleicht schlitzte er sie sogar mit einem Tritt seiner krallenbewehrten Füße auf. Anschließend scheint er sie ebenfalls mit den Füßen festgehalten und ausgeweidet zu haben.

Das Leben auf der Insel führte im Fall von B. bondoc überraschenderweise nicht zu einer Verkleinerung, sondern zu einer starken Veränderung des Körperbaus, schreiben die Forscher. Da einige Merkmale aber weiterhin denen anderer Velociraptoren glichen, könne es keine vollständige Isolation gegeben haben. Vielmehr habe offenbar weiterhin ein Austausch zwischen den in Europa heimischen Raubsauriern und denen in Asien und Nordamerika stattgefunden.

Zoltán Csiki (Universität Bukarest) et al.: PNAS, Onlinevorabveröffentlichung, doi: 10.1073/pnas.1006970107 ddp/wissenschaft.de – Ilka Lehnen-Beyel
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