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Warmblütige kaltblütige Räuber

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Warmblütige kaltblütige Räuber
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Zahnfossil eines 14 Meter langen Plesiosauriers: Die Konzentration des Sauerstoff-Isotops O-18 im Zahnschmelz verrät, dass das Meeresreptil aus dem Erdmittelalter warmblütig war. Zum Größenvergleich: Der Balken oben besitzt die Länge von einem Zentimeter. Foto: Christophe Lécuyer
Die Körpertemperatur der meisten heute lebenden Reptilien ist von ihrer Umgebung abhängig. Anders dagegen bei den bis zu 14 Meter langen Meeresreptilien im Erdmittelalter: Die Giganten, die vor 251 bis 65,5 Millionen Jahren lebten, dürften Warmblütler gewesen sein. Das hat eine Zahnanalyse von drei Arten durch ein europäisches Forscherteam ergeben. Verglichen wurde der Gehalt einer bestimmten Sauerstoffvariante in den Zähnen der Räuber und ihrer kaltblütigen Beute ? zeitgleich lebenden Fischen. Der in Zähnen vorkommende Sauerstoff reflektiert die Zusammensetzung des Bluts, was wiederum einen Rückschluss auf die Körpertemperatur zulässt. Es ergaben sich deutliche Unterschiede in den Werten von Reptilien und Fischen. Die Meeresreptilien im Mesozoikum konnten ihre Körpertemperatur in einer Spanne von 33 bis 41 Grad Celsius selbst regulieren.

Unter den heutigen Meeresraubfischen gibt es Warmblüter wie Tunfische oder Schwertfische: Sie sind wegen der Jagd nach schneller Beute in verschiedenen Meerestiefen und Ozeanen auf eine konstante Körpertemperatur und damit auf einen hohen Stoffwechsel angewiesen. Um festzustellen, ob die erfolgreichen Meeresräuber im Erdmittelalter ebenfalls warmblütig waren, untersuchten die Wissenschaftler aus Frankreich und Dänemark nun die Zähne von drei ausgestorbenen Reptilienarten und zeitgleich lebenden Fischen.

Das Augenmerk galt dabei dem Phosphat im Zahnschmelz und hier speziell der Konzentration des Sauerstoff-Isotops O-18. Diese Sauerstoffvariante lässt sich in Verbindung setzen mit der Temperatur des Wassers, in dem das Lebewesen schwamm, aber auch mit der Körpertemperatur: Die Sauerstoffwerte liefern Rückschlüsse auf die Blutzusammensetzung bei der Zahnbildung. Aus den Werten bei den kaltblütigen Fischen wurde die Temperatur des Wassers ermittelt. Damit die lange Spanne des Erdmittelalters abgedeckt wurde, wählten sie 16 fossilierte Tiere aus unterschiedlichen Zeitstufen aus: 14 Meter lange Plesiosaurier, sieben Meter lange Ichthyosaurier und elf Meter lange Mosasaurier. Deren Zahnstruktur und Körperform weisen sie als Räuber aus, ebenso der Inhalt ihrer Mägen, in denen sich andere Meeresreptilien, Fische und Kopffüßler fanden.

Nach den Studienergebnissen regulierten die großen Meeresreptilien im Erdmittelalter ihre Körpertemperatur unabhängig von der Wassertemperatur in einer Spanne von 35 bis 39 Grad Celsius mit einer Schwankung um plus/minus zwei Grad ? und das selbst bei Umgebungstemperaturen von zwölf Grad Celsius. Auch konnten die Wissenschaftler aus ihren Daten Aussagen über den Stoffwechsel der drei Arten und damit über ihre Beutetechniken treffen: Die delphinartigen Ichtyosaurier jagten ihre Beute, die schlangenartigen Mosasaurier lauerten ihr auf und die langhalsigen Plesiosaurier waren eher langsam umherziehende Räuber.

Aurélien Bernard (Université Lyon) et al.: Science, Bd. 328, S. 1379, doi: 10.1126/science.1187443). ddp/wissenschaft.de ? Rochus Rademacher
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