Um zu klären, ob Sauropoden ihren Hals beim Fressen vertikal oder horizontal hielten, untersuchte der Biologe Andreas Christian von der Universität Flensburg die Biomechanik der Fossilien eines Euhelopus zdanskyi, die an der Universität Uppsala aufbewahrt werden. Diese Sauropoden lebten vor 130 bis 112 Millionen Jahren, waren bis zu 15 Meter lang und 15 Tonnen schwer. Errechnet wurde die Masseverteilung im Halsbereich, die Belastung der Wirbel und des Knorpels für verschiedene Kopfhaltungen sowie der jeweilige Energieverbrauch. Hals und Kopf des Euhelopus aus Schweden wogen zusammen 210 Kilogramm, die Entfernung von der Schnauze bis zum Nacken betrug 4,60 Meter. Die statische Analyse des Halsskeletts und seiner Flexibilität ergaben, dass der Sauropode in mittleren bis großen Höhen Blätter erreichen konnte.
Verglichen wurden auch die Energiekosten für Laufarbeit mit dem Energieaufwand für das Aufrichten des Halses aus einer horizontalen in eine nach oben geneigte Position sowie für die entsprechende Erhöhung des Blutdrucks für fünf Minuten. „Das Heben des Halses aus horizontaler Lage oder einer 40-Grad-Position und das Fressen bedeuteten für Euhelopus den gleichen Aufwand, wie eine Distanz von 100 Meter zurückzulegen“, schreibt Christian. Um das Ergebnis abzusichern, wurde die gleiche Berechnung auch mit den Skelettdaten des noch größeren Sauropoden Brachiosaurus angestellt. Dieser war im Durchschnitt 23 Meter lang und sein Hals maß bis zu neun Meter. Erneut bestätigte sich der errechnete Energieverbrauch.
„Wenn Nahrung über einen weiten Umkreis verstreut wuchs, hatte ein Sauropode zwei Möglichkeiten: Er konnte den Kopf heben und in großen Höhen fressen oder weiterlaufen und Nahrung in geringer Höhe suchen“, erklärt Christian. Nach seiner Untersuchung haben zumindest Euhelopus und Brachiosaurus lieber für einige Minuten Hals und Kopf in die Senkrechte gestreckt. Vor allem bei knappen Nahrungsressourcen sei die anstrengende Haltung sogar essenziell für das Überleben gewesen.