Mit dieser Modifikation will Russland zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen werden die Starts erheblich billiger, weil die erste Stufe mehrmals verwendet werden kann. Zum anderen werden Möglichkeiten von Weltraumbahnhöfen um ein Mehrfaches erweitert: Gegenwärtig sind Raketenstarts weltweit nur in streng abgegrenzten Sektoren genehmigt, weil die ausgebrannten ersten Stufen an unbewohnten Orten niedergehen sollen. Oft jedoch sind auf die Erde fallende Trümmer mit hochgiftigen Treibstoff-Überresten verseucht. Zudem können Satelliten wegen dieser Einschränkungen nicht auf beliebige Umlaufbahnen befördert werden.
Durch den Einsatz wiederverwendbarer Raketenstufen werden all diese Probleme endgültig vom Tisch gefegt. Mit der „Baikal“ ausgestattete Angara-Trägerraketen wären in der Lage, Nutzlasten auf beliebige Umlaufbahnen zu bringen. Die ersten Teststarts der Baikal- Raketenstufe sind für 2003 vom Weltraumbahnhof Plessezk bei Archangelsk geplant. Zu diesem Zweck wird ein für Zenit- Trägerraketen gebauter Startkomplex für den Einsatz von Angara- Raketen verändert.
Zum ersten Mal wurde ein Modell der Baikal – in Originalgröße – Anfang Juni dieses Jahres beim Luft- und Raumfahrtsalon in Le Bourget in Frankreich gezeigt. Die Entwicklung multifunktionaler Angara-Trägerraketen ist Teil eines staatlichen Programms, auf das die Weltraumkräfte Russlands und die russische Luft- und Raumfahrtbehörde Rosawiakosmos besonderen Wert legen.
Die Amerikaner hatten geplant, auch Feststoff-Beschleuniger für Raumfähren wiederverwendbar zu machen. Aber ihre Landung und das Auftanken mit Treibstoff erwiesen sich als zu kompliziert und zu teuer. Mit seiner neuen Angara-Trägerrakete will Russland billigere Dienste auf dem internationalen Markt für kommerzielle Starts anbieten.