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Bevölkerungsgeschichte im genetischen Spiegel

Geschichte|Archäologie

Bevölkerungsgeschichte im genetischen Spiegel
Etwa 4300 Jahre alter Schädel aus Schweden, der im Rahmen der Studie untersucht wurde. (Alissa Mittnik)

Wie besiedelten Menschen den Norden Europas und wie etablierte sich dort die Landwirtschaft? Einblicke in diese Fragen liefern nun Analysen des Erbguts prähistorischer Nordeuropäer. Es zeichnet sich ab, dass die Jäger und Sammler Skandinavien über eine nördliche und eine südliche Route besiedelten. Den genetischen Spuren zufolge kam die Landwirtschaft dann später im Zuge einer dritten Einwanderungswelle aus dem Süden in den Norden, allerdings deutlich später als im Rest Europas.

Für die Studie hat ein internationales Forscherteam die DNA von 38 prähistorischen Nordeuropäern untersucht. Das Erbgut stammte von Knochenfunden aus der Zeitspanne von etwa 7500 bis 500 v. Chr. Wie die Forscher berichten, geht aus den genetischen Daten der Jäger und Sammler hervor, dass sie zwei unterschiedlichen Gruppen entstammten, von denen eine aus dem Nordosten und eine aus dem Süden gekommen war. Frühere Studien haben gezeigt, dass in der mittleren Steinzeit zwei genetisch unterschiedliche Gruppen von Jägern und Sammlern in Europa gab: Die westlichen, die von der iberischen Halbinsel bis nach Ungarn lebten, und die östlichen Jäger und Sammler, die das nordwestliche Russland besiedelten.

Besiedlung Skandinaviens auf zwei Wegen

Überraschenderweise zeigten die Ergebnisse der Studie, dass die Menschen der mittleren Steinzeit in Litauen trotz der Nähe zu Russland zu den westlichen Jägern und Sammlern gehörten. Ihre skandinavischen Zeitgenossen waren hingegen die Nachfahren von Menschen beider Gruppen. „Die Tatsache, dass im Baltikum westliche Jäger und Sammler lebten, legt nahe, dass die östlichen Jäger und Sammler eine nördliche Route nach Skandinavien nahmen. In Südskandinavien vermischten sie sich genetisch mit westlichen Jäger-Sammlern, die aus dem Süden kamen, wodurch die skandinavischen Jäger und Sammler entstanden“, erklärt Co-Autor Johannes Krause vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte.

Wie etablierte sich Landwirtschaft und Tierhaltung im Norden?

Was die Landwirtschaft betrifft, war bereits klar, dass diese Neuerung spät im Norden Einzug gehalten hat: Erst im 4. Jahrtausend v. Chr. begann die Ausbreitung in Südskandinavien, mehr als ein Jahrtausend nachdem sie in Mitteleuropa bereits üblich war. Es schien bislang möglich, dass die Menschen des Nordens sich die Praktiken ihrer südlichen Nachbarn schließlich angeeignet haben. Doch nun zeigten die genetischen Analysen der frühen Bauern Skandinaviens, dass sie nicht von den dortigen Jägern und Sammlern abstammten. Sie besaßen ein ähnliches genetisches Profil wie die mitteleuropäischen Bauern, zu deren Vorfahren wiederum anatolische Bauern gehörten, die sich vor etwa 8200 Jahren nach Europa ausbreitet hatten.

Im Baltikum kam die Landwirtschaft sogar noch rund 1000 Jahre später an als in Skandinavien, berichten die Forscher. Bis vor rund 4900 Jahren vermischten sich die baltischen Jäger und Sammler nicht mit Mitteleuropäern oder Skandinaviern und blieben genetisch fast unverändert. Danach wanderten dort nomadische Hirten aus der pontisch-kaspischen Steppe ein, geht aus den genetischen Profilen hervor.

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Doch was geschah im Norden mit der ursprünglichen Jäger und Sammler-Bevölkerung? „Interessanterweise finden wir zu Beginn der Bronzezeit wieder eine Zunahme lokaler Jäger-Sammler-Gene in der Bevölkerung“ sagt Co-Autorin Alissa Mittnik. „Die lokale Bevölkerung wurde demnach nicht vollständig ersetzt, sondern koexistierte und mischte sich schließlich mit den Neuankömmlingen“, so die Forscherin.

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