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Hätte die Luftschlacht um England anders ausgehen können?

Zweiter Weltkrieg

Hätte die Luftschlacht um England anders ausgehen können?
WWII Kampfflugzeuge
Flugzeuge der britischen Air Force aus der Luftschlacht um England. (Bild: Matt Gibson/ iStock)

Im Sommer 1940 griff die deutsche Luftwaffe in einer konzertierten Aktion Militärstützpunkte und Städte in England an. Doch trotz zahlenmäßiger Überlegenheit gelang es der Luftwaffe nicht, die Lufthoheit der Air Force zu brechen. Jetzt haben Mathematiker mithilfe einer statistischen Methode untersucht, ob die Deutschen mit einer anderen Strategie doch hätten siegen können -mit überraschendem Ergebnis.

Die Luftschlacht um England sollte nach dem Willen Adolf Hitlers der entscheidende Vorbereitungsschritt zu einer Invasion Großbritanniens werden. Ziel war es, die Royal Air Force durch gezielte Bombardierung von Stützpunkten und Militärflugplätzen so zu schwächen, dass sie einer Eroberung durch deutsche Landtruppen nichts mehr entgegensetzen konnte. Von Mai bis Oktober 1940 flog die deutsche Luftwaffe dafür fast täglich Angriffe auf Ziele vor allem im Süden Englands. Doch obwohl die Luftwaffe in Bezug auf die Zahl ihrer Flugzeuge deutlich überlegen war, endete die Luftschlacht um England mit einer Niederlage der Luftwaffe.

Alternative Strategien im Statistiktest

Seither diskutieren Historiker darüber, warum diese größte Luftschlacht des Zweiten Weltkriegs für die Deutschen verloren ging und welche Strategie womöglich zu einem anderen Ausgang geführt hätte. Was wäre gewesen, wenn Feldmarschall Göring nicht im September 1940 angeordnet hätte, statt der Militärflugplätze nun London und andere Städte als Hauptziel der Angriffe anzufliegen? Und welche Folgen hätte es gehabt, wenn Hitler auf einen früheren Beginn der Luftschlacht gedrängt hätte? Diese Fragen haben nun Forscher um Jamie Wood von der University of York näher untersucht – mit einer mathematisch-statistischen Methode.

Für ihre Studie betrachteten die Wissenschaftler den typischen Ausgang einzelner Tage der Luftschlacht und variierten rechnerisch, wie viele solcher Tage es im Verlauf der Schlacht gab. „Die sogenannte gewichtete Bootstrap-Technik erlaubt es uns, alternative Strategien zu modellieren, in denen die Luftwaffe beispielsweise verschiedene Phasen der Schlacht verlängert oder verkürzt oder ihre Ziele abwandelt“, erklärt Wood. Aus historischen Quellen ist bekannt, dass die deutsche Luftwaffe die für die Luftschlacht nötigen Flugbasen in Frankreich frühestens ab Juni nutzen konnte. Die Forscher ermittelten daher unter anderem alternative Szenarien, in denen die heiße Phase der Luftschlacht drei Wochen früher begann oder aber der Schwenk auf die London-Angriffe ausblieb.

Klare Chancen für einen deutschen Luftsieg

Die Auswertungen ergaben: Die Luftschlacht um England hätte sehr leicht anders ausgehen können. Hätte Hitler die massiven Luftangriffe drei Wochen früher begonnen und die Bombardierung während der gesamten Zeit auf Stützpunkte der Royal Air Force konzentriert, dann wäre die britische Lufthoheit gebrochen worden, wie die Forscher berichten. Schon diese beiden Änderungen der Strategie hätten selbst bei einer anfänglich 98-prozentigen Siegchance für Großbritannien die Wahrscheinlichkeit für eine britischen Sieg auf 34 Prozent verringert. Hätten die Chancen anfangs bei 50:50 gelegen, wären die Deutschen mit dieser Strategieänderung zu 90 Prozent siegreich aus der Luftschlacht hervorgegangen, wie Wood und seine Kollegen berichten. Das stütze die Ansicht einiger Historiker, dass der Wechsel auf zivile Angriffsziele im September 1940 ein taktischer Fehler der deutschen Luftwaffe gewesen sei.

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„Dies demonstriert, wie fein austariert die Ergebnisse einiger der wichtigsten Momente der Geschichte waren“, sagt Woods Kollege Niall Mackay. „Selbst wenn wir die tatsächlichen Tagesereignisse einer Schlacht zugrunde legen, kann schon eine kleine Änderung im Timing oder der Abfolge dieser Tage dazu führen, dass die Dinge ganz anders ausgehen.“ Wie die Forscher erklären, kann ihre statistische Methode dazu beitragen, solche kleinen, aber entscheidenden Stellschrauben in geschichtlichen Ereignissen aufzuzeigen.

Quelle: University of York; Fachartikel: Journal of Military History; Vol. 84, No. 1; S. 151-86

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