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Markante Kampfszene in Bernstein

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Markante Kampfszene in Bernstein
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Eine verbissene Kampfszene - eingefroren in einem Bernstein. Credit: © AMNH/D. Grimaldi and P. Barden
Sie lieferten sich gerade einen verbissenen Zweikampf, dann schloss die beiden Ameisen ein Tropfen Baumharz ein: Ein Bernstein aus Myanmar hat eine kreidezeitliche Kampfszene zwischen zwei Ameisen unterschiedlicher Arten konserviert. Es handelt sich um das markanteste Exemplar einer Reihe von spektakulären Bernsteinfossilien, über die ein Forscherteam nun berichtet. Neben Ameisen haben in ihnen auch Termiten etwa 100 Millionen Jahre überdauert. Es handelt sich um die ältesten direkten Nachweise der sozialen Lebensweise dieser beiden staatenbildenden Insektenfamilien, sagen die Forscher.

Die komplexen Gemeinschaften der Ameisen und Termiten gehören zu den faszinierendsten Erfolgskonzepten der Evolution. Ein raffiniert organisiertes Kastensystem aus Arbeitern, Soldaten und fortpflanzungsfähigen Individuen macht aus der Gemeinschaft eine Art Superorganismus mit erstaunlichen Fähigkeiten. Man nimmt an, dass diese sogenannten eusozialen Systeme von Ameisen und Termiten vor etwa 150 bis 160 Millionen Jahren entstanden sind. Doch auf handfesten Funden basieren diese Annahmen nicht. Die ältesten Nachweise eines Kastensystems bei Termiten waren bisher nur 20 bis 17 Millionen Jahre alt. Ähnlich dürftig und wenig weitreichend waren auch die fossilen Belege bei den Ameisen.

Soziale Ameisen der Kreidezeit

Die neuen Funde haben diese dünne Fossilienlage nun deutlich verändert: Die Forscher um Phillip Barden vom American Museum of Natural History in New York fanden in einigen der Bernsteine Ameisen und Termiten, deren Merkmale eindeutig auf eine soziale Lebensweise schließen lassen. Im Fall der Ameisen identifizierten sie Gruppen von Arbeitern sowie Individuen, bei denen es sich eindeutig um Königinnen gehandelt hat. Die in einem der Bernsteine konservierte Kampfszene zwischen zwei Ameisen unterschiedlicher Arten dokumentiert ebenfalls die soziale Lebensweise der frühen Ameisenarten, erklären die Forscher: „Wir wissen, dass heutige alleinlebende Verwandte der Ameisen nicht gegen andere Arten kämpfen“, sagt Barden. „Aber die modernen sozialen Ameisen bekriegen sich intensiv. Das wie in einem Schnappschuss eingefrorene Verhalten der beiden Ameisen vor 100 Millionen Jahren räumt deshalb jeden Zweifel an ihrer sozialen Lebensweise aus“, erklärt der Forscher.

Termiten-Kasten in Bernstein

In den anderen Bernsteinen aus Myanmar identifizierten Barden und seine Kollegen insgesamt sechs unterschiedliche Termitenarten. Es handelte sich ebenfalls bereits eindeutig um staatenbildende Insekten: Die Forscher fanden geflügelte Geschlechtstiere, Arbeiter, sowie die besonders charakteristisch aussehenden Soldaten. Die Termiten-Streitmacht war offenbar auch schon in Kreidezeit gut gerüstet. Bei einer der neu entdeckten Arten waren die Soldaten etwa 2,5 Zentimeter lang – etwa die Hälfte davon machte der Zangen-bewehrte Kopf aus. Die Forscher gaben dieser Art den bezeichnenden Namen Gigantotermes rex.

Die Forscher betonen abschließend, welche enorme Bedeutung der Entwicklung der hoch-sozialen Lebensweise bei Ameisen und Termiten zukommt. Sie ermöglichte diesen beiden Insektengruppen eine spektakuläre Weltkarriere: „Die hochentwickelte soziale Lebensweise ist eine der bedeutendsten Anpassungen im Tierreich“, sagt Co-Autor Dave Grimaldi. „Ameisen und Termiten konnten sich dadurch alle möglichen Lebensräume erobern – wir kennen Tausende verschiedene Arten und vermutlich gibt es noch viele mehr, die wir bisher nur noch nicht entdeckt haben“, so der Wissenschaftler.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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