Doch das scheint nicht die ganze Geschichte zu sein, legen nun die neuen Ergebnisse nahe. Denn auch das Erbgut selbst kann sich zum Teil deutlich zwischen den beiden Geschwistern unterscheiden: Bei allen 19 Paaren entdeckten die Forscher sogenannte Copy Number Variations ? Veränderungen, bei denen die Anzahl der Kopien eines Erbgutabschnitts von der Norm abweicht. Das kann sich als fehlender Teil eines Chromosoms äußern, aber auch in einer Vervielfältigung eines bestimmten Abschnitts. Bei einem der Probanden in der Studie fehlte beispielsweise ein 22 Millionen Bausteine langer Teil von Chromosom Nummer 11, wohingegen sein Zwilling über ein intaktes Chromosom verfügte.
Solche Variationen der Kopienanzahl sind beim Menschen häufiger als lange angenommen und prägen wahrscheinlich seine Individualität, hatten Wissenschaftler erst Ende 2006 entdeckt. Bislang unbekannt war jedoch, dass sie auch bei den als genetisch identisch geltenden eineiigen Zwillingen vorkommen, erklären die Forscher. Sie werden wahrscheinlich im Lauf des Lebens erworben, wenn die sich teilenden Zellen Fehler beim Kopieren der Erbinformation machen. Die Variationen bieten nach Ansicht der Wissenschaftler eine einzigartige Gelegenheit, für Krankheiten verantwortliche Gene zu identifizieren: Besitzt nämlich lediglich ein Zwilling eine bestimmte Abweichung in seinem Erbgut, und erkrankt dann genau dieser Zwilling, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Abweichung dabei eine Rolle spielt ? schließlich ist der größte Teil des restlichen Erbguts identisch.