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Warum Erkältungen müde machen

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Warum Erkältungen müde machen
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Forscher haben herausgefunden, warum der Körper bei einer Erkältung viel Schlaf braucht. Bild: Rolf van Melis, www.aboutpixel.de
Schweizer Wissenschaftler haben herausgefunden, warum Erkältungen und andere Krankheiten so häufig mit starker Müdigkeit einhergehen: Eine der Waffen, die das Immunsystem für den Kampf gegen Infektionen aktiviert, wirkt gleichzeitig auf die Innere Uhr ein und dämpft deren Funktion. Die Folge ist ein verminderter Bewegungsdrang und körperliche Erschöpfung, konnten die Forscher bei Mäusen nachweisen. Im Fall von akuten Infektionen ergibt diese Kopplung durchaus einen Sinn ? schließlich hilft sie dem Körper, sich durch ausgedehntere Ruhephasen besser zu erholen. Bei chronischen Entzündungskrankheiten wie Multipler Sklerose oder Rheuma ist die Dauermüdigkeit hingegen ein Problem, das die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigen kann.

Verantwortlich für die Abgeschlagenheit und die Müdigkeit etwa während einer Erkältung ist ein Protein namens TNF-alpha: Es wird von Immunzellen produziert, um als Maßnahme gegen eine Infektion eine Entzündungsreaktion im Körper auszulösen. Dieser zentrale Immunbotenstoff steht schon länger im Verdacht, Erschöpfungszustände auslösen zu können. So klagen etwa Rheumapatienten, bei denen die TNF-alpha-Menge im Blut ständig erhöht ist, häufiger über Müdigkeit, und auch in Tierversuchen wurden Mäuse bei künstlich erhöhten TNF-alpha-Konzentrationen träger und weniger aktiv als ihre Artgenossen.

Doch erst jetzt konnten ein Forscherteam um Gionata Cavadini zeigen, wie dieser Effekt zustande kommt: Er ist auf eine Wechselwirkung zwischen TNF-alpha und dem Taktgeber der Inneren Uhr zurückzuführen. Der Botenstoff dämpft die Aktivität einiger Gene im Gehirn, die den täglichen Schlaf- und Wachzyklus steuern. Zwar werden diese Gene weiterhin in ihrem gewohnten Rhythmus an- und abgeschaltet, sie laufen im aktiven Zustand jedoch sozusagen nur mit halber Kraft. Die Konsequenzen konnten die Forscher direkt bei einigen Mäusen beobachten ? die Tiere benutzten ihre Laufräder weniger als ihre Artgenossen und waren auch insgesamt weniger in ihren Käfigen unterwegs.

Obwohl es bislang keine entsprechende Untersuchung beim Menschen gibt, glauben die Forscher, die Ergebnisse übertragen zu können. Gestützt werde diese Annahme auch durch die Beobachtung, dass Krebspatienten während einer Behandlung mit TNF-alpha häufig über schwere Erschöpfungszustände klagen. Den Botenstoff in derartigen Fällen oder bei Menschen mit chronischen Entzündungskrankheiten einfach wegzulassen oder abzufangen, ist jedoch auch keine Lösung: Dadurch wird das Immunsystem stark geschwächt, und es gibt außerdem Hinweise darauf, dass ein TNF-alpha-Mangel die Entstehung von Autoimmunkrankheiten begünstigt. Ein genaueres Verständnis des Zusammenhangs zwischen TNF-alpha und der Inneren Uhr könnte daher helfen, alternative Behandlungsansätze zu finden, hoffen die Forscher.

Gionata Cavadini ( Universitätskrankenhaus Zürich) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0701466104 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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