Die Weibchen des Schwertträgerfisches stehen nicht auf große Schwerter. Passend dazu wollen die Männchen mit ihrer aufgerichteten Schwanzflosse auch gar nicht den Weibchen imponieren, sondern lediglich den Beobachtern der Balz. Das haben Heidi Fisher und Gil Rosenthal von der Universität in Boston bei Süßwasserfischen der Art Xyphophorus birchmanni herausgefunden. Die Forscher beobachteten bei den Tieren eine eigenwillige Balz, bei der die Männchen mit ihren Flossen die männlichen Beobachter anstatt der Weibchen zu beeindrucken versuchen. Da Schwertträger sehr dicht zusammenleben, könnte es für die Männchen wichtiger sein, den stets anwesenden Konkurrenten Zeichen zu geben, vermuten die Forscher.
Das Schwertträgermännchen besitzt eine verlängerte Schwanzflosse, die wie ein Schwert aussieht, wenn sie aufgerichtet wird. Fisher und Rosenthal stellten animierte Filme von derartig balzenden Schwertträgermännchen her, einmal mit durchschnittlich langem Schwanz und einmal mit reduziertem Schwanz. Diese Filme zeigten sie Schwertträgern beiderlei Geschlechts und beobachteten deren Reaktionen. Dabei konnten sie feststellen, dass Weibchen die Männchen mit kürzeren aufgerichteten Schwanzflossen bevorzugten, während die Männchen diesen gegenüber sehr aggressiv reagierten. Das animierte balzende Männchen mit der längeren Schwanzflosse ließen die Männchen eher in Ruhe.
Für ein weiteres Experiment gaben die Forscher einzelne Fische in die Aquarien von Schwertträgerpärchen. Dabei stellte sich heraus, dass die Männchen ihre Schwanzflosse viel öfter aufrichteten, wenn andere Männchen zuschauten, als wenn ein Weibchen oder kein Fisch zugegen war.
Den Forschern zufolge sind die Beobachtungen ein Hinweis auf eine interessante Entwicklung im Tierreich: Das Schwert als Signal hält dem Männchen zwar die Konkurrenz vom Hals, schreckt jedoch Weibchen ab. Das Fischmännchen beeindruckt also nur die männlichen Beobachter mit seinem Schwert und profitiert dadurch im Wettstreit um die Weibchen.
Warum die Weibchen kleinere Schwerter bevorzugen, konnten die Forscher nicht genau klären. Allerdings gebe es auch keinen Grund, den Fischmann mit der ausgeprägteren Schwanzflosse zu wählen, da Schwerträger ihren Nachwuchs weder behüten noch die Weibchen gegenüber Fraßkonkurrenz verteidigen. Die Wahl eines weniger erfolgreichen Männchens könnte zum Beispiel genetische Vorteile oder vermindertes Risiko von Krankheitsübertragungen zufolge haben, mutmaßen die Forscher.
Heidi Fisher und Gil Rosenthal (Universität Boston): Royal Society: Biology Letters, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1098/rsbl.2006.0556 ddp/wissenschaft.de ? Sabine Keuter