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Schmuckstücke der fossilen Art

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Schmuckstücke der fossilen Art
Sie wuselten im Schatten der Dinosaurier durch die Tropenwälder der Kreidezeit: In 99 Millionen Jahre alten Bernsteinen haben die Überreste verschiedener kreidezeitlicher Schuppenkriechtiere die Jahrmillionen überdauert. Bis ins Detail sind Körperstrukturen der kleinen Echsen erhalten geblieben. Sie geben nun neue Einblick in die Entwicklungsgeschichte von Chamäleon, Gecko und Co.

Von der bizarren Tierwelt der Kreidezeit zeugen viele Funde – doch dabei handelt es sich meist um die versteinerten Überreste größerer Tiere wie den kräftigen Knochen der Dinosaurier. Von kleineren Wesen dieser Zeit gibt es hingegen kaum Funde in Gesteinsschichten. Ihre zerbrechlichen Körperstrukturen zerfielen schnell und wurden deshalb selten durch Sedimentablagerungen konserviert. Doch es gibt eine Form der Fossilien-Entstehung, die speziell kleine Tiere erfassen konnte: Umschloss sie ein Tropfen Baumharz konnten Insekten und andere Lebewesen als Bernstein-Fossilien die Jahrmillionen überdauern. Was Schuppenkriechtiere  betrifft, war bisher allerdings nur ein einzelner Bernstein aus der Kreidezeit bekannt, der ein Stück eines urtümlichen Geckos konserviert hatte. Die neuen Funde aus Burma haben nun die Kollektion der Kriechtier-Schmuckstücke enorm erweitert.

Den Datierungen zufolge waren die kleinen Echsen vor etwa 99 Millionen Jahren im Baumharz kleben geblieben und avancierten dadurch zum Glücksfall für die Wissenschaft. Die Forscher um Juan Daza von der Sam Houston State University in Huntsville  identifizierten in den Steinen insgesamt zwölf unterschiedliche Arten, die zu fünf verschieden Entwicklungslinien der Schuppenkriechtiere gehörten. Computertomografische Aufnahmen und hochauflösende Mikroskopie-Verfahren offenbarten die erstaunlich gut erhaltenen Details dieser Fossilien: Feine Knöchelchen, Haut und Weichteile wurden sichtbar.

Filigrane Körperdetails konserviert in Baumharz

Eines der Bernstein-Fossilien zeigt ein perfekt erhaltenes Füßchen mit charakteristischen Krallen. Den Forschern zufolge gehörte es einer Art aus der Gruppe der Agamen, die auch heute noch artenreich und weitverbreitet ist. Bei einem weiteren Fossil ist ebenfalls ein bezeichnendes Merkmal am Fuß zu erkennen: Die verbreiterten Zehen mit Haftstrukturen weisen dieses kreidezeitliche Wesen als einen urtümlichen Gecko aus. Bereits damals waren diese prominenten Tierchen offenbar in der Lage, sich der Schwerkraft zu widersetzen und über senkrechte oder sogar überhängende Flächen zu laufen. Bei einem weiteren der Bernstein-Fossilen handelt es sich ebenfalls um einen Vertreter der Reptilien-Prominenz: Seine Merkmale weisen das Wesen als eine frühe Art der Chamäleons aus.

Den Forschern zufolge wird durch die Funde nun klar, dass sich bereits in der mittleren Kreidezeit viele unterschiedliche Entwicklungslinien der Schuppenkriechtiere entwickelt hatten und dass diese Wesen bereits Merkmale aufwiesen, die auch ihre heutigen Nachkommen noch auszeichnen. Die Forscher hoffen nun auf weitere Funde, die noch mehr Einblicke in die Kleintierwelt der Kreidezeit ermöglichen. Vermutlich schlummern noch viele fossile Juwelen in den Fundgruben Burmas – man kann deshalb weiter gespannt sein, was das Baumharz einst noch so alles eingeschlossen hat.

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Video: Die Untersuchungen ermöglichte detaillierte 3D-Rekonstruktionen der Bernstein-Fossilien. Credit: Daza et al. Sci. Adv. 2016; 2 : e1501080

 

 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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