„Das Fehlen von Spuren klarer Küstenlinien auf einer einheitlichen Höhe galt lange als unvereinbar mit der Annahme, dass es vor etwa 3,4 Milliarden Jahren einen großen Ozean auf dem Mars gegeben hat“, sagt Palmero Rodriguez vom Planetary Science Institute in Tucson. „Unsere Entdeckung bietet nun eine Erklärung für diese Ungereimtheit: Weit verbreitete Tsunami-Ablagerungen auf verschiedenen Höhen prägten die Küstenstrukturen“, sagt der Planetenforscher.
Als Meteoriten ins Marswasser krachten
Ihre Schlussfolgerungen basieren auf neuen Kartierungen der nördlichen Tiefebenen des Mars, wo sich den Vermutungen zufolge der Ozean einst befunden hat. Den Wissenschaftlern zufolge zeichnen sich hier einstige Küstenlinien ab und auch Strukturen, die auf die Wirkung von zwei Tsunami-Ereignissen zurückzuführen sind. Die Riesenwellen könnten am Ufer wohl Höhen von bis zu 120 Metern erreicht haben und strömten dann mehrere hundert Kilometer landeinwärts, sagen die Planetenforscher. „Die Flutwellen könnten durch Einschläge ausgelöst worden sein, die Krater von etwa 30 Kilometern im Durchmesser erzeugt haben“, sagt Co-Autor Thomas Platz. Zwischen den beiden Tsunami-Ereignissen lagen den Einschätzungen der Wissenschaftler zufolge ein paar Millionen Jahre.
Spuren eines eisigen Tsunamis
Interessanterweise scheint sich in dem Zeitraum zwischen den Tsunamis das Klima auf dem Mars abgekühlt zu haben, legen weitere Befunde nahe: Der ältere Tsunami hat offenbar viel Geröll abgelagert und als er sich zurückzog, bildeten sich durch das zurückströmende Wasser Abflussrinnen, die noch heute sichtbar sind. Der zweite Tsunami hinterließ hingegen andere charakteristische Spuren: Offenbar war der Meteorit in eine gefrorene Ozeanoberfläche gekracht. Den Forschern zufolge zeichnet sich ab, dass sich ein Gemisch aus Wasser und Eisbrocken ins Landesinnere wälzte. Dort erstarrte das Material vermutlich und strömte nicht mehr in den Ozean zurück.
Potential für die Suche nach Spuren des Lebens
Den Forschern zufolge könnten diese Überbleibsel nun sogar für die Suche von Spuren einstigen Lebens auf dem Mars interessant werden. „Trotz der extrem kalten und trockenen globalen Klimabedingungen, könnte eine salzige Zusammensetzung des frühen Mars-Ozeans ermöglicht haben, dass er für mehrere zehn Millionen Jahre flüssige Teile besaß“, sagt Co-Autor Alberto Fairén vom Center for Astrobiology in Madrid. „Eisige Umgebungen mit flüssigen Salzlösungen sind auf der Erde als Lebensräume bekannt. Folglich könnten einige der Tsunami-Ablagerungen interessante Ziele für die astrobiologische Erkundung sein“, sagt der Wissenschaftler.
„Wir haben bereits einige einst überflutete Bereiche identifiziert, in denen sich in eingeschlossenen Bereichen Sedimente abgelagert haben könnten“, sagt Rodriguez. „Wir planen nun diese Gebiete genauer zu charakterisieren und ihr Potential für zukünftige Erkundungsmissionen durch Roboter oder menschliche Mars-Explorer auszuloten“, so der Wissenschaftler.