Ehe Vögel sich in einem neuen Revier zum Brüten niederlassen, überzeugen sie sich vom Bruterfolg ihrer Nachbarn ? ähnlich wie Eltern, die vor einem Umzug das Angebot an Schulen und Kindergärten für ihre Sprösslinge prüfen. Das berichten französische und schwedische Wissenschaftler im Fachmagazin „Science“ (Ausgabe vom 16. August).
In Experimenten mit Fliegenschnäppern hatten die Forscher der Pariser Curie-Universität und der Universität Uppsala die Bruterfolge der Vögel geschickt manipuliert, indem sie frischgeschlüpfte Küken aus den Nestern holten und anderen Vogeleltern ins Nest setzten. So entstanden entweder „Großfamilien“ mit vielen, jedoch häufig weniger gesunden Jungvögeln oder kleine Familien mit kräftigem Nachwuchs.
In der nächsten Brutsaison führte diese Manipulation zu regelrechten Ein- und Auswanderungswellen in den Revieren: War der körperliche Zustand der Jungvögel schlecht oder die Zahl der Jungen gering, zogen die Fliegenschnäpper lieber in andere Reviere um. Gab es dagegen viele Jungvögel, wanderten auch zahlreiche Artgenossen ein. Die Wissenschaftler bezeichnen dieses Phänomen als „öffentliche Information“ (public information) ? es spricht sich sozusagen herum, wenn in einem Revier die Bedingungen zum Brüten günstig sind.
ddp/bdw ? Ulrich Dewald