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Buchstäblich süße Mensch-Wildtier-Kooperation

Erde|Umwelt

Buchstäblich süße Mensch-Wildtier-Kooperation
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Honig-Sammler Orlando Yassene hält einen vorübergehend gefangenen Honiganzeiger in der Hand. Credit: Claire Spottiswoode
Sein Name ist Programm – der Honiganzeiger verkündet: “Da ist ein Bienennest!” Der afrikanische Wildvogel führt Menschen gezielt zu Honig-Quellen – anschließend bekommt er Zugang zu den nahrhaften Waben. Eine Studie hat nun erstmals systematisch die Effektivität dieser Zusammenarbeit untersucht, sowie die Kommunikation im Rahmen dieser erstaunlichen Mensch-Wildtier-Beziehung. Die Vögel können demnach in einem bestimmten menschlichen Ruf eine klare Aufforderung zur Kooperation erkennen.

Der Mensch hat eine Reihe von Tierarten rekrutiert, die ihn bei der Nahrungsbeschaffung unterstützen: beispielsweise Hunde, Falken oder Kormorane. Diese Tiere sind allerdings  domestiziert oder von ihren Besitzern gezielt ausgebildet. Freiwillige Kooperationen wie bei der Mensch-Honiganzeiger-Beziehung sind hingegen sehr selten. Sie hat in einigen Teilen Afrikas eine lange Tradition. Das Grundkonzept ist dabei gut bekannt: Honigsammler rufen Honiganzeiger (Indicator indicator) mit einem speziellen Laut herbei und auch die Vögel verfügen über einen besonderen Ruf, um die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen. Bei der Zusammenarbeit fliegt der Honiganzeiger dann auffällig von Baum zu Baum, um den Menschen die Richtung eines Bienenstockes anzuzeigen, den er zuvor ausfindig gemacht hat. Der Vogel selbst kann ihn nicht öffnen, um an die Waben heranzukommen. Das sollen deshalb seine menschlichen Verbündeten erledigen: Nachdem sie den Honig entnommen haben, kann der Vogel sich über die nahrhaften Waben hermachen.

Der “brrr-hm”-Lockruf bringt’s

Diesem Konzept haben die Forscher um Claire Spottiswoode von der University of Cambridge nun eine Studie gewidmet. Sie untersuchten die Vogel-Mensch-Kooperation beim Volk der Yao in Mosambik. Um die Vögel zur Kooperation aufzufordern, geben die Honigsammler einen speziellen Ruf von sich, der von Generation zu Generation weitergegeben wird: “brrr-hm” ertönt es – und schon kommt angeblich ein naher Honiganzeiger herbeigeflattert und übernimmt die Führung. Dass das tatsächlich so funktioniert, haben die Forscher nun durch die Ergebnisse ihrer Experimente belegt.

Sie fertigten dazu zunächst Tonaufnahmen des brrr-hm-Lockrufes der Honigsammler an sowie Aufnahmen von anderen ihrer Lautäußerungen, die nichts mit dem Honigsammeln zu tun haben. Die Forscher begleiteten die Honigsammler anschließend auf ihren Streifzügen – dabei spielten sie über Lautsprecher entweder den brrr-hm-Ruf ab oder aber die Kontroll-Geräusche. Sie erfassten dann, wie oft ein Honiganzeiger auftauchte und zudem, wie hoch die Ausbeute der Honigsammler im Zusammenhang mit den Rufen ausfiel.

Verdreifachte Chancen

Es zeigte sich: Im Vergleich zu den Kontroll-Sounds erhöhte der traditionelle brrr-hm-Ruf die Wahrscheinlichkeit, von einem Honiganzeiger geleitet zu werden, von 33 auf 66 Prozent. Dadurch stieg wiederum die Wahrscheinlichkeit ein Bienennest zu finden von 16 auf 54 Prozent, berichten die Forscher. “Mit anderen Worte: der brrr-hm-Ruf verdreifacht die Chancen für eine erfolgreiche Interaktion, die den Menschen Honig und dem Vogel Waben einbringt”, sagt Spottiswoode.

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Die Forscher wollen der kuriosen Interaktion auch noch weiter auf den Grund gehen. “Interessanterweise verwenden Menschen in anderen Teilen Afrikas unterschiedliche Töne für den gleichen Zweck – die Honig-Sammler vom Volk der Hadza in Tansania nutzen einen melodischen Pfeifton, um Honiganzeiger zu rekrutieren”, sagt Spottiswoode.  Er und seine Kollegen wollen nun herausfinden, wie junge Honiganzeiger die Bedeutung dieser Lock-Signale erlernen.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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