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Tragisches Ende für Insel-Mammuts

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Tragisches Ende für Insel-Mammuts
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Lange stapften sie noch über die kleine Insel St. Paul. (Bild: Aunt_Spray/Istock)
Mit dem Ende der Eiszeit verschwanden sie aus den Weiten des hohen Nordens – doch lange nachdem die Mammuts auf dem Festland schon ausgestorben waren, überlebte noch eine isolierte Population auf der Insel St. Paul vor Alaska. Nun konnten Forscher erstaunlich präzise dokumentieren, wann und wie auch hier das Aus für die zotteligen Riesen kam: Das letzte Mammut der Insel starb demnach vor rund 5.600 Jahren – offenbar hatte Wassermangel zum Ende geführt.

Der Klimawandel und die Bejagung durch den Menschen machten den Mammuts am Ende der Eiszeit zunehmend zu schaffen – möglicherweise führte die Kombination beider Faktoren zu ihrem Verschwinden vor 14.000 bis 13.200 Jahren auf dem Festland Asiens und Nordamerikas. Doch auf zwei isolierten Inseln konnte das Symbol-Tier der Eiszeit dem völligen Aussterben noch lange trotzen: Auf der nordsibirischen Wrangel-Insel gab es noch bis vor etwa 4.000 Jahren Mammuts, belegen Funde. Die zweite bekannte letzte Bastion ist St. Paul in der Bering-See.

Auf einer winzigen Insel zusammengedrängt

Bei der nur 110 Quadratkilometer großen Insel handelt es sich um ein Überbleibsel der Landbrücke, die in der Eiszeit Asien mit Nordamerika verband. Auf diesem Verbindungsstück lebten einst auch Mammuts. Als dann im Zuge der Eisschmelze der Meeresspiegel stieg, wurden diese Tiere vom Festland abgeschnitten und bildeten schließlich auf St. Paul eine Inselpopulation. Die Mammuts konnte sich auf der Tundra bedeckten Insel erstaunlich lange halten: Die jüngsten hier gefundenen Fossilien sind 6,480 Jahre alt – wie lange die Art hier aber tatsächlich noch existierte, blieb bislang offen. Dieser Frage haben sich die Forscher um Matthew Wooller von der University of Alaska in Fairbanks nun gezielt gewidmet.

Im Rahmen ihrer Studie untersuchten sie neu entdeckte Mammut-Fossilien sowie Sediment-Bohrkerne eines Sees der Insel. In den Schichten haben sich Hinweise auf die Existenz von Mammuts in mehrfacher Weise erhalten: Durch feine gentechnische Verfahren konnten die Forscher winzige Spuren des Erbguts der Tiere in den Ablagerungen des Sees nachweisen. Diese Ergebnisse bestätigten sie zudem durch Funde von Sporen bestimmter Pilze. Sie wachsen nachweislich nur auf den Exkrementen großer Säugetiere. Im Fall von St. Paul kann es sich in dem untersuchten Zeitfenster nur um Mammuts gehandelt haben. Außerdem konnten die Forscher anhand von Informationen aus den Sediment-Bohrkernen Rückschlüsse auf die Merkmale des Sees zur Zeit des Aussterbens ziehen und damit auf die klimatischen Bedingungen auf der Insel. Den Forschern zufolge war dieses Gewässer in Zeiten der Trockenheit wohl die einzige Süßwasserquelle für die Mammuts von St. Paul.

Wassermangel führte zum Ende

In den Ergebnissen zeichnet sich nun folgendes Szenario ab: Die letzten Mammuts verschwanden vor etwa 5.650 Jahren von der Insel, mit einer Ungenauigkeit von nur 80 Jahren. Dies geht aus den Ergebnissen der Mammut-DNA in den Sedimentbohrkernen hervor sowie aus der Analyse der Pilzsporen in den Ablagerungen. Auch die Datierungen der neu entdeckten Fossilien passen zu der zeitlichen Einordnung. Die Forscher fanden zudem Hinweise darauf, dass in der Zeit des Aussterbens Trockenheit die Insel erfasst hatte: Der See war kleiner und sein Wasser trüber und salziger geworden. „Es zeichnet sich ein düsteres Bild von der Situation dieser Mammuts ab“, sagt Wooller. Ihm und seinen Kollegen zufolge waren die Tiere wohl schließlich nicht mehr in der Lage, ihren Trinkwasserbedarf auf der kleinen Insel zu decken.

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Vermutlich haben die Mammuts sogar selbst zur Unbrauchbarkeit ihrer kostbaren letzten  Wasserquelle beigetragen: Ablagerungen von Pollen legen nahe, dass sie den Bereich um den See im Zeitfenster ihres Aussterbens von der Vegetation befreit hatten. Dies könnte zur Verschlammung des Gewässers beigetragen haben. Nachdem die Mammuts dann  verschwunden waren, spiegelt sich hingegen eine Erholung der Vegetation in den Sedimenten wider. Letztlich bildeten also die ausweglose Insellage, Klimaveränderungen und der eigene Effekt der großen Tiere die Ursache für ihren Untergang. Der Mensch hatte beim Ende der Mammuts auf St. Paul offenbar definitiv nicht die Hand im Spiel: Die ersten Ureinwohner erreichten die entlegene Insel erst lange nach dem Verschwinden der zotteligen Riesen.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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