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Der Nutzen psychologischer Studien

Gesellschaft|Psychologie Kommentare

Der Nutzen psychologischer Studien
Umfragen und Experimente von Psychologen sind oft alltagsfern, berichten wir in der aktuellen Ausgabe von „bild der wissenschaft“. Sie wirken künstlich, und ihre Ergebnisse bestehen nicht immer den Praxistest. Trotzdem ist die Forschung nicht vergebens, sondern oft genug erhellend, meint Alexander Mäder. Man muss bloß bei der Interpretation der Ergebnisse vorsichtig sein.

Vor einigen Jahren hat die EU in einer Umfrage ermittelt, was sich ihre Bürger von der Wissenschaft erhoffen. Mehr als 25.000 Menschen wurden befragt, aber wie bei einer Klassenarbeit gab es zwei Fragebögen. Die einen wurden gefragt, ob Wissenschaft und Technik unser Leben gesünder machen. 52 Prozent stimmten zu. Die anderen wurden gefragt, ob Wissenschaft und Technik unser Leben gesünder, einfacher und komfortabler machen. Drei Bedingungen sind schwieriger zu erfüllen als eine, daher müsste man annehmen, dass hier weniger Menschen zustimmten. Doch es waren mehr: 66 Prozent. Möglicherweise denken die Menschen bei der ersten Fragevariante an neue Medikamente und sind skeptisch, während ihnen bei der zweiten Variante Smartphones oder andere neue Geräte in den Sinn kommen und sie einigermaßen zufrieden sind.

Das Beispiel soll warnen: Der menschliche Geist ist ein schwieriges Untersuchungsobjekt. So, wie Politiker manchmal rätseln, welchen Auftrag ihnen der Wähler wohl erteilt hat, fragen sich Forscher nicht selten, was die Befragten mit ihren Antworten sagen wollten. Manche ziehen aus solchen Beispielen den Schluss, dass psychologische Studien gar nichts taugen, aber das ist unfair. Es ist vielmehr eine Kunst, die Studien so zu interpretieren, dass belastbare Erkenntnisse daraus folgen.

Appell an die Leser

Psychologen haben sich zahlreiche Methoden überlegt, um ihre Studien aussagekräftig zu machen. Weil sprachliche Nuancen in einem Fragebogen die Antworten verändern können, legen sich die Forscher zum Beispiel auf eine bestimmte Formulierung fest, die sie immer wieder verwenden. Dann lassen sich die Ergebnisse vergleichen, um beispielsweise bei regelmäßigen Wiederholungen der Umfrage einen Trend festzustellen. Aber diese Methoden bringen auch etwas Steifes und Unnatürliches in die Forschung. Man kann zwar prüfen, ob sich die Antworten im Laufe der Zeit ändern, aber man weiß nicht genau, was die Befragten damit sagen wollten.

In der aktuellen Ausgabe von „bild der wissenschaft“ (Heft 9/2016) geht der Autor Christian Wolf noch weiter und erläutert, warum auch viele psychologische Experimente im Labor alltagsfern wirken. „Nicht das wirkliche Leben“ heißt sein Bericht. Es ist auch ein Appell an die Leserinnen und Leser von Wissenschaftsnachrichten, vorsichtig zu sein, denn psychologische Studien werden in den Nachrichten oft wie klare Beweise gehandelt. Faustregel: Wenn in der Nachricht nicht steht, wie die Ergebnisse zustande kamen, ist die Gefahr einer unzulässigen Interpretation groß.

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Trügerische Erinnerung

Trotzdem ist die Forschung nicht vergebens. Man nähert sich dem menschlichen Geist und seinen vielen Facetten nur sehr langsam. Aber immer wieder gelingt es, Phänomene deutlich zu machen, die den Laien erst einmal befremden – ein echter Erkenntnisgewinn. So lässt sich beispielsweise die Erinnerung schon mit einfachen Mitteln manipulieren: Dieses Thema wird der Autor Jörg Zittlau in der kommenden bdw-Ausgabe beleuchten, die am 20. September erscheint. Solche Erkenntnisse sollten die Gesellschaft anregen, neu über die Verlässlichkeit von Augenzeugen nachzudenken. Um einen solchen Befund hieb- und stichfest zu machen, sind viele Experimente nötig. In der Psychologie gilt daher auch wie in der Physik: Erst nach vielen Durchgängen und Variationen kann man sicher sein, ein Phänomen verstanden zu haben. Eine einzelne Studie ist nicht mehr als ein Fingerzeig.

 

 

Unsere Ausgabe 9/2016 können Sie hier bestellen:

 

               

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© wissenschaft.de – Alexander Mäder
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