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Video der Woche: Kakadus als Tresor-Knacker

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Video der Woche: Kakadus als Tresor-Knacker
Dass Vögel alles andere als dumm sind, weiß man schon länger: Krähen nutzen Werkzeuge, Tauben können zählen und Papageien verstehen sogar den Zusammenhang von Ursache und Wirkung. Jetzt hat ein internationales Forscherteam eine weitere Fähigkeit der gefiederten Schlaumeier entdeckt: Kakadus sind begabte Tresor-Knacker. Sie können eine verschlossene Futterbox selbst dann öffnen, wenn sie dazu nacheinander fünf ganz unterschiedliche Schlösser bewältigen müssen. Wie sie dies anstellen, zeigt unser Video der Woche. Nach Ansicht der Forscher belegt dies, dass zumindest die Kakadus das sequenzielle Problemlösen beherrschen – eine anspruchsvolle geistige Leistung, die bisher nur Schimpansen ohne vorheriges Üben schafften.

Indonesische Goffini-Kakadus (Cacatua goffini) sind äußerst verspielte und neugierige Papageien. Sie erkunden ihre Umgebung intensiv, besitzen ein relativ großes Gehirn und können sich sogar selbst Werkzeuge herstellen, wie sich im letzten Jahr zeigte: Die Kakadus setzten im Experiment ihren kräftigen Schnabel geschickt ein, um längliche Splitter aus einem Holzbalken zu beißen. Diese Splitter nutzten sie dann als „Angel“, um sich Futter durch ein Gitter heranzuholen. Neben den Krähen gehören diese Vögel damit zu den wenigen Tierarten, die Werkzeuge nicht nur nutzen, sondern auch selbst produzieren. Und auch in einer anderen Hinsicht haben die Goffini-Kakadus bereits ihre Intelligenz bewiesen: Wenn sie vor die Wahl gestellt werden, ein weniger leckeres Futter sofort fressen oder zu warten und diese gegen eine wohlschmeckendere Belohnung einzutauschen, entscheiden sie sich meist für letzteres. Diese Form der Selbstbeherrschung gilt ebenfalls als Anzeichen für höhere kognitive Fähigkeiten.

Ziehen, drehen, hebeln und schieben

In ihrem aktuellen Experiment ging das Team um Alice Auersperg von der Universität Wien nun noch einen Schritt weiter: Sie wollten wissen, ob die Kakadus auch die Fähigkeit zum sogenannten sequenziellen Problemlösen besitzen – ob sie also auch mehrschrittige Aufgaben korrekt bewältigen können. Diese Art der Aufgabe gilt als kognitiv höchst anspruchsvoll, da es die Fähigkeit erfordert, im Geist quasi Umwege zu gehen: Beim Lösen der Aufgaben muss sich das Tier teilweise von seinem Ziel abkehren und zudem noch ganz unterschiedliche Tätigkeiten ausführen. Im Experiment wurden untrainierte Kakadus mit einer Box konfrontiert, in der eine Nuss hinter einem transparenten Fenster lag, das mit fünf verschiedenen Verschlussmechanismen verbarrikadiert war. Dabei blockierte jedes einzelne Schloss das nächste in der Serie, und jedes erforderte unterschiedliche motorische Handlungen, um geöffnet zu werden: Um an die Nuss zu kommen, musste der Kakadu zuerst einen Pin ziehen, dann eine Schraube aufdrehen, einen Bolzen entfernen, ein Rad um 90 Grad verdrehen und einen Riegel wegschieben.

Bemerkenswerterweise löste das Kakadu-Männchen „Pipin“ dieses komplexe Problem in weniger als zwei Stunden ohne zusätzliche Hilfe, wie die Forscher berichten. „Außer bei Schimpansen gab es bisher keine Berichte von Tieren, die so wie ‚Pipin‘ ohne Vorerfahrung ein fünfteiliges Problem lösen können, bei dem jeder Schritt unterschiedliche Handlungen erfordert“, sagt Auersperg. Dies deute zumindest im Fall des Kakadus Pipin darauf hin, dass er eine gewisse  Vorstellung seines Zieles habe. Er empfindet daher bereits das Lösen der Einzelprobleme als belohnend – weil es ihn dem Ziel näher bringt. Fünf weitere Vögel schafften es, die Lock-Box zu öffnen, nachdem sie entweder zuerst einem anderen Kakadu zugesehen hatten oder indem sie zunächst jedes Schloss einzeln nacheinander knackten. Ihr Fortschritt ähnele dabei einer  sogenannten kognitiven Rasterung, erklären Auersperg und ihre Kollegen: Nachdem die Kakadus einmal ein Schloss geknackt haben, hat die Mehrheit von ihnen dann mit derselben Schloss-Sorte nie wieder Probleme. Sie haben gelernt wie es geht und setzen dieses Wissen dann ein, um anschließend  gezielt ein Hindernis nach dem anderen aus dem Weg zu räumen.

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Geänderte Schlösser – flexible Reaktion

Noch blieb aber eine Frage offen: Hatten die Kakadus einfach eine unflexible Reihe von gelerntem Verhalten durchlaufen oder hatten sie tatsächlich verstanden, dass jedes geknackte Schloss sie dem Futter näher bringt? Um das prüfen, stellten die Forscher die sechs erfolgreichen Vögel vor sogenannte Transfer Tests. Bei diesen wurden beispielsweise einzelne Schlösser entfernt oder die Reihenfolge der Schlösser geändert. Die Kakadus reagierten darauf intelligent und flexibel:  „Sie ließen die meisten irrelevanten Teile aus, sogar wenn die gesamte Konstellation der Schlösser durchgemischt wurde“, erklärt Auersperg.

„Wir können natürlich nicht beweisen, dass die Vögel die physikalische Struktur des Problems auf einer Ebene verstehen, wie es erwachsene Mensch tun würden“, betont Koautor Alex Kacelnik von der Universität Oxford. „Wir können aber schließen, dass sie fähig sind, ihr Lernen auf ein entferntes Ziel zu organisieren.“ Nach Ansicht der Forscher deutet die plötzliche und fehlerfreie Verbesserung der Vögel auf eine extrem ausgeprägte Verhaltensplastizität und ein gutes praktisches Erinnerungsvermögen hin. „Kakadus erforschen ihre Umwelt mit Schnabel, Zunge und Füßen. Wir glauben, dass gewisse Eigenschaften ihrer Spezies, wie ihre starke Neugierde, dabei von Vorteil sind“, so die Wissenschaftler.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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