Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Woher kommt der Ausdruck „Rabenmutter“?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Woher kommt der Ausdruck “Rabenmutter”?
Raben.jpg
Liebevoll versorgt: Junge Raben im Nest. (Foto: Ornitolog82/iStock)
Raben haben einen üblen Ruf: Die schwarzen Gesellen seien Leichenfledderer, krächzende Unglücksboten und außerdem auch noch schlechte Eltern. Eine Frau, die ihre eigenen Kinder vernachlässigt, ist als Rabenmutter in unserem Sprachgebrauch fest verankert. Doch woher kommt dieser Ausdruck – sind Raben tatsächlich schlecht zu ihren Jungen? Auf dieses Thema hat uns Peter W. aufmerksam gemacht. Vielen Dank dafür.

Die Antwort weiß Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU): “Das Gegenteil ist der Fall – eigentlich sollte der Ausdruck Rabenmutter eine Auszeichnung sein. Denn Raben betreiben eine ausgesprochen intensive Brutpflege und sind vorbildliche Vogeleltern”. Das gelte für die ganze Familie der Rabenvögel mit ihren rund hundert verschiedenen Arten auf der Welt, erklärt der Vogelexperte.

Doch woher stammt dann der Ruf der Raben, nachlässig mit ihren Jungen umzugehen? Heiermann zufolge findet sich ein entsprechender Bezug schon in der  Bibel: Wer in die Suchfunktion des Internetportals “bibel-online.net” das Suchwort “Raben” eingibt, stößt auf eine Passage im Buch Hiob: “Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben?” Vermutlich geht diese Bibelstelle auf die Beobachtung von jungen Raben zurück, die aus dem Nest gefallen sind. Die betroffenen Jungtiere wirken verlassenen und hilflos. Doch das ist nicht der Fall: Dem Beobachter kann leicht entgehen, dass die Rabeneltern immer in der Nähe sind und das Jungtier weiter versorgen.

“Im Übrigen dichtet der Mensch vielen Tieren Eigenschaften an, die gar nicht zutreffen”, betont Heiermann. So sei beispielsweise auch der Esel keineswegs dumm oder der Wolf böse. Die Eigenschaften der Raben machen sie für viele Menschen einfach nicht sehr sympathisch: Sie sind schwarz, geben krächzende Laute von sich und machen sich als Aasfresser über Tote her – “das Gerücht ihrer angeblich nachlässigen Brutfürsorge rundet dieses düstere Image eben noch zusätzlich ab”, vermutet Heiermann.

Vorbildliche Eltern

Rabeneltern könnten dem Menschen allerdings in verschiedener Hinsicht als positives Rollenbild dienen: Hat sich ein Kolkraben-Pärchen einmal gefunden, ist es ein Bund fürs Leben – sie bleiben sich ein Leben lang treu und ziehen in gleichberechtigter Partnerschaft gemeinsam die Brut groß. Dabei zeigen die hochintelligenten Vögel ihre stark ausgeprägte Fürsorge. “Wären Raben tatsächlich schlechte Eltern, wären sie ja schon längst ausgestorben”, so Heiermann. “Denn ohne die aufwendige Fürsorge der Eltern wären Rabenküken nicht überlebensfähig”.

Anzeige

Sie schlüpfen als sogenannte Nesthocker – nackte, hilflose Wesen, die darauf angewiesen sind, dass die Eltern sie wärmen und fortwährend mit Futter versorgen. Dagegen kommen Hühnerküken beispielsweise schon recht fit zur Welt – in ihrem warmen Flaumkleid rennen sie gleich los und picken selber Futter. Eine Henne hat es also im Vergleich zu einer Rabenmutter eher leicht mit dem Nachwuchs.

Wenn Sie auch eine Frage für unsere Rubrik “Nachgefragt” haben, schicken Sie uns einfach eine E-Mail an: fragen@wissenschaft.de

© wissenschaft.de – Martin Vieweg / dapd
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Do|na|tor  〈m. 23〉 1 〈veraltet〉 Geber, Schenkender 2 〈Chem.〉 Atom od. Molekül, das unter best. Bedingungen Elektronen, Protonen, Atome od. Ionen abgibt; … mehr

Glas|kör|per  〈m. 3; Anat.〉 weicher, gallertartiger, durchsichtiger Körper im Auge: Corpus vitreum

Ge|walt|herr|scher  〈m. 3〉 jmd., der durch Gewalt herrscht; Sy Tyrann ( … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige