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Jordaniens trockene Zukunft

Erde|Umwelt

Jordaniens trockene Zukunft
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Jordanien ist schon jetzt ein trockenes Land - doch das könnte sich künftig noch verschlimmern (Foto: NASA)
Jordanien hat schon jetzt mit Wassermangel zu kämpfen. Forscher warnen nun, dass sich diese Situation künftig noch weiter verschärfen könnte. Demnach beschert der Klimawandel Jordanien bis zum Ende dieses Jahrhunderts rund 30 Prozent weniger Niederschlag und verringert auch den Einstrom von Wasser über den Jordan und andere Flüsse. Ein Ende des Konflikts in Syrien könnte das Land sogar zusätzlich austrocknen. Denn wird in Syrien wieder mehr Landwirtschaft betrieben, bleibt weniger Flusswasser für den Nachbarstaat.

Jordanien ist eines der wasserärmsten Länder der Welt. Rund 80 Prozent seiner Fläche sind Wüste und das aride Klima führt dazu, dass es zwischen Mai bis September im gesamten Land praktisch nicht regnet. Um die neun Millionen Einwohner mit Trinkwasser oder Wasser für die Landwirtschaft zu versorgen, reichen die wenigen Grundwasserreserven Jordaniens nicht aus. Das Land ist deshalb darauf angewiesen, zusätzlich Wasser aus dem Jordan und dem Jarmuk entnehmen zu können – dem größten Nebenfluss des Jordans. Das Problem: Den Zugang zu diesem Wasser muss sich das Land mit seinen Nachbarn Syrien und Israel teilen. Und weil es strategisch ungünstig am Unterlauf dieser Flüsse liegt, zieht es dabei immer wieder den Kürzeren. Denn das Wasser, das oben abgezweigt wird, kommt unten naturgemäß nicht mehr an.

„Sowohl Syrien als auch Israel üben erhebliche Kontrolle über den Oberlauf der Ströme Jarmuk und Jordan aus“, erklären Deepthi Rajsekhar vom California Department of Water Resources in Sacramento und ihre Kollegen. Beispielsweise werden dem See Genezareth am Oberlauf des Jordans seit den 1970er Jahren regelmäßig große Mengen Wasser entnommen, sodass der Fluss zu einem Rinnsal verkommt. Trotz bestehender Vereinbarungen mit seinen Nachbarstaaten hat Jordanien in der Vergangenheit wiederholt weniger Wasser aus diesen Strömen erhalten, als ihm eigentlich zustehen sollte. Die ohnehin prekäre Wassersituation des Landes ist durch die Syrien-Krise jüngst noch weiter verschärft worden. Über eine Million syrische Flüchtlinge kamen allein zwischen 2011 und 2015 nach Jordanien – und auch diese Menschen wollen mit Trinkwasser versorgt werden.

30 Prozent weniger Niederschlag

Klar ist: Jordanien steckt schon jetzt in einer Wasserkrise. Doch wie wird sich in Zukunft erst der Klimawandel auf dieses Problem auswirken? „Trotz der hohen Wasserunsicherheit im Land ist der Effekt der Erderwärmung auf die jordanischen Wasserressourcen bisher nicht eingehend untersucht worden“, sagt Rajsekhar. Deshalb haben sich die Forscherin und ihr Team diesem Thema nun gewidmet. Für ihre Untersuchung betrachteten die Wissenschaftler zwei unterschiedliche Klimaszenarien: ein „business as usual“-Szenario, bei dem die Treibhausgasemissionen kontinuierlich steigen und keine weiteren Maßnahmen zum Klimaschutz ergriffen werden und ein optimistischeres Szenario, das von einer moderateren Erderwärmung ausgeht.

Das Ergebnis zeigt: Jordanien muss sich in jedem Fall auf eine trockenere Zukunft einstellen. So erlebt das Land laut dem pessimistischeren Modell zwischen 2070 und 2100 bereits 30 Prozent weniger Niederschlag als in der Vergleichszeit zwischen 1981 und 2010. Gleichzeitig steigen die jährlichen Durchschnittstemperaturen um etwa 4,5 Grad Celsius an. Das trockenere, heißere Klima wirkt sich negativ auf die Bodenfeuchtigkeit und die Wassermengen in den Flüssen aus. Dieser Effekt ist selbst nach dem positiveren Szenario berechnet noch gravierend, wie die Forscher berichten: Demnach kommen etwa im Al-Wehda Wasserreservoir, rund 120 Kilometer nördlich der jordanischen Hauptstadt Amman, künftig rund 50 Prozent weniger Wasser aus dem Jarmuk an – das ist die optimistische Schätzung.

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Kriegsende mit Folgen

All diese Faktoren führen dazu, dass die Jordanier in den kommenden Jahrzehnten häufiger mit schweren Dürren zu kämpfen haben. Betroffen davon ist auch der Norden des Landes, wo die meisten Menschen leben und ein Großteil des landwirtschaftlichen Anbaus stattfindet: Im Einzugsgebiet von Jarmuk, Jordangraben und dem Fluss Nahr ez-Zarqa ist um das Jahr 2100 herum die Wahrscheinlichkeit einer durch Bodentrockenheit oder reduzierte Durchflussmengen der Ströme hervorgerufenen Dürre doppelt so hoch wie heute.

Doch nicht nur der Klimawandel könnte die Wasserzukunft Jordaniens beeinflussen. Auch die künftige Entwicklung der Situation in Syrien spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie die Wissenschaftler herausfanden. Mithilfe eines weiteren Modells berechneten sie: Was passiert, wenn sich die Lage in dem kriegsgebeutelten Land entspannt und die Menschen dort wieder mehr Landwirtschaft betreiben und mehr Wasser aus den Flüssen entnehmen? Das Ergebnis: Geht die Klimaerwärmung so weiter wie bisher und erholt sich zusätzlich auch Syrien, könnte im Al-Wehda Reservoir bereits ab 2025 rund 75 Prozent weniger Wasser aus dem Jarmuk ankommen als in der historischen Vergleichszeit. Langfristig, das zeigen die Analysen, würde dieser Effekt die jährlichen Durchflussmengen sogar mehr als doppelt so stark beeinflussen wie die Effekte durch den Klimawandel. „Kann Syrien den Konflikt hinter sich lassen und an Vorkriegszeiten anknüpfen, ist das für das Land selbst natürlich das beste Zukunftsszenario“, schreibt Rajsekhars Team. „Für Jordaniens Wasserversorgung aber wäre es der Worst Case-Fall.“

Quelle:

© wissenschaft.de – Daniela Albat
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