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Godzilla-Version der Erde entdeckt

Astronomie|Physik

Godzilla-Version der Erde entdeckt
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Künstlerische Darstellung von Kepler-10c, Credit: David A. Aguilar (CfA)
Der Blick ins All wird immer schärfer: Seit einigen Jahren können Astronomen nicht nur leuchtende Sterne erkennen, sondern auch die Existenz von Planeten in ihrem Orbit nachweisen. Nun berichten sie von einem Exoplaneten, der eine bisher unbekannte Kategorie repräsentiert. Er hat die 17-fache Erdmasse, besteht aber dennoch aus Gestein. Das sprengt den Rahmen der bereits bekannten Rubrik der Supererden – bei Kepler-10c handelt es sich um eine „Mega-Erde“, sagen die Forscher. Xavier Dumusque vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics (CfA) und seinen Kollegen präsentierten diese Ergebnisse auf einem Treffen der American Astronomical Society in National Harvor.

„Wir waren sehr überrascht, als wir begriffen, was wir da entdeckt haben“, sagt Dumusque. Bisher ging man nämlich davon aus, dass sich derart riesige Gesteinsplaneten gar nicht bilden können, weil Himmelkörper mit derart hoher Gravitationskraft so viel Wasserstoffgas binden, dass sie zu Gasriesen wie Jupiter werden. Die Existenz von Kepler-10c zeigt nun aber, dass dies nicht zwangsläufig der Fall ist.

Der riesige Planet umkreist einen Stern, der etwa 569 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Seine Existenz war bereits bekannt: Das Weltraumteleskop Kepler hatte die Daten geliefert, die zur Entdeckung von Kepler-10c mittels der sogenannten Transit-Methode geführt haben. Als Informationsquelle dient dabei das minimale, periodisch wiederkehrende Abdimmen des Sternenlichts beim Vorbeiziehen eines Planeten vor dem Mutterstern. Die Daten konnten nicht nur die Existenz des Planeten offenbaren, sondern ermöglichten auch Rückschlüsse auf dessen Durchmesser. Bei Kepler-10c kamen die Forscher auf eine etwa 2,3-fache Erdgröße. Bisher waren aber keine Aussagen darüber möglich, ob es sich um einen Gas- oder Gesteinsplaneten handelt und welche Masse der Exoplanet hat.

Xavier Dumusque und seine Kollegen nutzten bei ihren Untersuchungen das HARPS-North Instrument des Telescopio Nazionale Galileo auf den Kanarischen Inseln. Dessen Daten konnten schließlich Informationen über die Masse des Planeten liefern. Er besitzt demnach die 17-fache Masse der Erde. Dieses Ergebnis bedeutet vor dem Hintergrund  des vergleichsweise kleinen Durchmessers: Kepler-10c muss aus festem Material bestehen – es handelt sich also um einen Gesteinsplaneten. „Das ist eine Godzilla-Version der Erde“, sagt Team-Mitglied Dimitar Sasselov.

Möglicherweise kein Einzelfall

Es ist nun eine Herausforderung für Theoretiker der Planetenentstehung zu erklären, wie solch eine riesige Gesteinswelt entstehen konnte. Möglicherweise handelt es sich bei  Kepler-10c aber nicht um einen Einzelfall und vielleicht warten einige weitere Mega-Erden bereits auf ihre Entdeckung: Forscher um Lars Buchhave vom CfA berichten ebenfalls auf dem Treffen der American Astronomical Society von einem Zusammenhang zwischen der Umlaufzeit eines Planeten um seinen Stern und seiner Zusammensetzung. So könnten Planetenjäger möglicherweise schon bald noch weitere Mega-Erden identifizieren.

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Die Feststellung, dass es sich bei Kepler-10c um eine Mega-Erde handelt, liefert den Forschern zufolge auch Informationen über die Geschichte des Universums und über die Entwicklungsmöglichkeiten von Leben. Es handelt sich bei Kepler-10 nämlich um ein sehr altes Sternensystem: Es ist etwa zehn Milliarden Jahre alt – bildete sich also etwa drei Milliarden Jahre nach dem Urknall. Man geht davon aus, dass in dieser Zeit schwere Elemente wie Silizium und Eisen noch eher selten waren. Doch die Existenz von Kepler-10c belegt, dass sich bereits damals große Gesteinsplaneten bilden konnten. „Und wenn es Gestein gibt, dann kann auch Leben entstehen“, sagt  Sasselov. Deshalb sollten Astronomen bei der Suche nach Planeten mit möglicherweise lebensfreundlichen Bedingungen durchaus auch alte Sternensysteme miteinbeziehen, meinen die Forscher.

Quellen:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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