Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Warum haben die Römer Irland nicht erobert?

Geschichte|Archäologie

Warum haben die Römer Irland nicht erobert?
14-06-26 Reich.jpg
Credit: Thinkstock
Von der Sahara bis in den Norden Britanniens, von der Iberischen Halbinsel bis an den Euphrat: Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung umfasste das Römische Reich rund 40 Provinzen. Doch erstaunlicherweise gab es nie eine Provinz Hibernia – so lautete der römische Name Irlands. Die Insel blieb stets vom Expansionshunger des Imperiums verschont. Doch warum? Kamen sie vielleicht nie bis dahin? Keineswegs, meint der Marburger Althistoriker Patrick Reinard nach umfangreichen Quellenstudien. Irland war den alten Römern einfach zu unattraktiv. Die Römer erkundete die Insel zwar, sahen aber nach einer Kosten-Nutzen-Abwägung von einer Invasion ab.

Für seine Recherchen erfasste und analysierte Reinard literarische und archäologische Quellen im Zusammenhang mit Irland und verglich sie mit Befunden zu anderen Grenzregionen der römischen Welt. Der Geschichtswissenschaftler kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: „Die Römer waren definitiv auf der Insel!“ Römische Erkundungsfahrten hätten Irland mit Sicherheit sorgfältig erforscht.

„Die Quellen zeigen, dass sich Rom an der irischen Seegrenze genauso wie an jeder anderen Grenze verhalten hat“, erklärt Reinard. „Land und Leute wurden genau untersucht, mögliche ökonomische, militärische und politische Potenziale ebenso beobachtet und bewertet wie die geographische und nautische Situation.“ Es müsse zudem intensive politische und wirtschaftliche Kontakte zwischen der britannischen Provinz und Irland gegeben haben.

Archäologische Funde untermauern dies offenbar: In Drumanagh, nördlich von Dublin, wurden Artefakte römischen Ursprungs gefunden, was darauf hindeutet, dass es sich bei der Anlage um eine Anlaufstelle für den Handelsverkehr gehandelt hat. Dem Forscher zufolge gibt es bei den Autoren Juvenal und Tacitus (1. und 2. Jahrhundert n. Chr.) Angaben zu römischen Militäraktionen in Irland und sogar zu einer detaillierten Planung einer Einnahme der Insel. „Juvenal war als Soldat höchstwahrscheinlich in der Provinz Britannia stationiert“, soReinard.

Das lohnte sich nicht!

Doch warum kam es dennoch nicht zu einer Invasion und einer dauerhaften Provinzialisierung Irlands? Dem Historiker zufolge war die Triebfeder hinter römischen Eroberungen nicht nackte Machtgier, sondern zwei Faktoren standen meist im Vordergrund: Ob  es in einem Gebiet etwas Kostbares zu holen gab oder ob von den dortigen Völkern eine Bedrohung für das römische Reich ausging. Beides traf auf Irland nicht zu. Im Gegensatz zu Britannien, das beispielsweise Bodenschätze zu bieten hatte, war die ökonomische Bedeutung Irlands zu gering. Der Inselstatus machte seine Bewohner außerdem zu keiner militärischen Bedrohung. So sahen die Römer von einer aufwändigen Eroberung Hibernias ab, sagt der Historiker.

Anzeige

Hinter den Aussagen des Geschichtsschreibers Tacitus bezüglich Irland könnten Reinard zufolge zweifelhafte Motive gesteckt haben: „Er nutzte das Thema der unterlassenen Irland-Invasion, um den verhassten Kaiser Domitian als unfähigen Herrscher abzuqualifizieren, der aus persönlichem Neid die günstige Gelegenheit der Einnahme einer bisher unbekannten Insel habe verstreichen lassen“, urteilt der Historiker: Diese Propaganda des Tacitus verstelle aber nur den klaren Blick auf die realen Beweggründe der römischen Außenpolitik.

Quelle:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ku|gel|ge|lenk  〈n. 11; Anat.; Tech.〉 Gelenk, bei dem eine Kugel in einem Teil einer Hohlkugel gelagert ist

b–Moll  〈[be–] n.; –; unz.; Abk.: b; Mus.〉 auf dem Grundton b beruhende Moll–Tonart

Klick|zahl  〈f. 20; IT〉 Zahl, die angibt, wie häufig eine Webseite von Nutzern angeklickt u. aufgerufen wurde ● ein Blog mit einer hoher ~

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige