Die Nachfrage nach Palmöl steigt und steigt. Neben der Verwendung als Nahrungsmittel bildet es die Grundlage von Kosmetikartikeln, Waschmitteln und vielen weiteren Produkten. Auch als Energieträger ist der Rohstoff zunehmend gefragt: Palmöldiesel soll angeblich als regenerative Energiequelle eine gute Öko- und Energiebilanz besitzen. Gewonnen wird das begehrte Öl aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme. Sie kommt ursprünglich aus Afrika, hat aber als Kulturpflanze bisher vor allem in Südostasien Karriere gemacht. Hier zahlten bereits Menschenaffen den Preis für den menschlichen Öl-Hunger: Palm-Plantagen stehen nun dort, wo sich einst Orang-Utans durch den Wald hangelten. Die trostlosen Monokulturen sind für Tiere ökologische Wüsten.
„Bei meiner Arbeit in Indonesien habe ich in den letzten 20 Jahren persönlich erfahren, was die Palmölproduktion dort angerichtet hat“, sagt Serge Wich von der Liverpool John Moores University. Nun ist also in Afrika ein bitteres „Comeback“ der Ölpalme geplant: Konzerne erhoffen sich fette Renditen und haben sich offenbar bereits die Claims für Plantagen abgesteckt. „Deshalb wollten wir nun systematisch erfassen, wie groß das Gefährdungspotential für die afrikanischen Menschenaffenarten ist“, sagt der Forscher.
Lebensraum soll Palmöl-Plantagen weichen
Ihren Auswertungen zufolge ist die Bedrohung für Gorilla, Schimpanse und Bonobo tatsächlich drastisch: Die Konzessionen, die für die Palmölproduktion in Afrika bereits an Konzerne vergeben wurden, umfassen Gebiete, die sich zu 60 Prozent mit den Verbreitungsgebieten der Menschenaffen decken. In manchen Ländern ist die Lage besonders bedenklich: In Gabun, Kongo und der Demokratischen Republik Kongo überschneiden sich 80 Prozent der Regionen, die zur Palmölproduktion geeignet sind, mit Lebensräumen der Menschenaffen. Der Bonobo – der kleinere Verwandte des Schimpansen – ist besonders bedroht, da sich sein Lebensraum allein auf den Regenwald der Demokratischen Republik Kongo beschränkt.
„Wir brauchen dringend Leitlinien für den Anbau von Ölpalmen in Afrika, um die negativen Auswirkungen auf die Menschenaffen und andere Tiere zu minimieren“, so Wich und Kollegen. Auch jeder Einzelne könne seinen Beitrag im Kampf gegen das Palmöl-Problem leisten: „Sie sollten versuchen, Unternehmen zu bewegen, nachhaltig produziertes Palmöl zu verwenden“, so der Forscher. Einige Produkte tragen dafür bereits das Greenpalm-Logo. Wer an Waren interessiert ist, die dieses Siegel noch nicht tragen, sollte den jeweiligen Hersteller kontaktieren und auf die Bedeutung dieser Auszeichnung für die Kaufentscheidung hinweisen, sagt Wich.