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Mit sieben wird man raffiniert

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Mit sieben wird man raffiniert
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Credit: Thinkstock
Was wird mein Gegenüber wohl machen – wie denkt er? Um in kniffligen Situationen gewinnbringende Strategien zu entwickeln, müssen wir die Motive, Gedanken und damit die zu erwartende Handlungsweise eines Partners ins Kalkül einbeziehen. Doch wann entwickelt der Mensch diese Fähigkeit? Dieser Frage sind US-Forscher durch Spielexperimente mit Kindern und Erwachsenen nachgegangen. Ihren Ergebnissen zufolge beginnt sich das strategische Denken ab dem siebten Lebensjahr dem von Erwachsenen anzugleichen.

An der Studie der Forscher um Itai Sher von der University of Minnesota in Minneapolis nahmen 69 Kinder im Alter von drei bis neun Jahren teil, sowie 44 Erwachsene. Um herauszufinden, ab welchem Alter sich das strategische Denken entwickelt, führten die Forscher mit allen Probanden jeweils zwei Partner-Spiele durch, bei denen Kalkül beziehungsweise Raffinesse im Rahmen einer zwischenmenschlichen Interaktion den Erfolg bestimmten.

Bei dem ersten Spiel saßen jeweils ein Experimentator und ein Proband vor zwei Kisten. Nur einer von beiden wusste, in welcher sich eine Süßigkeit befand. Dieser Wissende sollte nun auf eine der beiden Kisten zeigen, um dem Partner einen Hinweis zu geben. Öffnete dieser dann jedoch die richtige Kiste, ging der Zeigende leer aus. Öffnete der Partner allerdings die leere Kiste, konnte sich der Wissende selbst das Bonbon nehmen. Es lag also im Interesse des Zeigenden, den Beobachter in die Irre zu führen. Er musste sich überlegen: Zeige ich nun auf die richtige oder falsche Kiste, um den Partner bestmöglich fehlzuleiten. Umgekehrt musste der Gegner sich überlegen, welche Strategie der Zeigende wohl verfolgte, um selbst zum Erfolg zu kommen. Dieses Spiel führten die Forscher mit allen Probanden und in verteilten Rollen mehrmals durch und erfassten dabei das Verhalten der Kinder beziehungsweise der Erwachsenen.

Ist Kalkül im Spiel?

Im zweiten experimentellen Spiel durften sich zwei Partner zeitgleich ein bis fünf Aufkleber von einem Haufen nehmen. Die Herausforderung dabei: Derjenige, der sich mehr nahm als der andere, musste alle wieder abgeben. Nahmen sich die Partner gleich viele Aufkleber, gingen sie beide leer aus. Im Fall einer strategischen Herangehensweise standen also die Fragen im Raum: Wie wird sich der andere wohl entscheiden und wie weit soll ich bei meiner Wahl Abstriche machen?

Die Auswertungen der Beobachtungen bei beiden experimentellen Spielen ergaben: Ab einem Alter von etwa 6,5 Jahren beginnt sich das Verhalten der Kinder an das der Erwachsenen anzugleichen. Das heißt: Sie zeigen Verhaltensweisen, die strategisches Denken im Rahmen der Interaktion dokumentieren. Sie scheinen sich zunehmend darüber Gedanken zu machen, was im anderen vorgeht und wie man dies für die eigenen Zwecke nutzen könnte.

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Konkret: Im Fall des Aufkleber-Spiels nahmen sich die meisten Kinder unter 6,5 Jahren fünf Aufkleber, obwohl dies aus strategischer Sicht nicht sinnvoll ist. Ab diesem Alter passen die meisten ihr Verhalten dann hingegen an und nahmen nur ein bis zwei Aufkleber, wie es auch für Erwachsene typisch ist. Den Forschern zufolge belegt ihre Studie, dass die Wurzeln der Fähigkeit zu Kalkül recht tief in der Kindheitsentwicklung des Menschen verankert sind. 

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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