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Video der Woche: Wissenschaftliche Geisterbeschwörung

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Video der Woche: Wissenschaftliche Geisterbeschwörung
Credit: Current Biology, Blanke et al. „Es war, als ob da noch jemand Unsichtbares anwesend war…“ Nicht nur schizophrene Menschen berichten von „Gespenstern“, auch geistig gesunde machen manchmal geisterhafte Erfahrungen. Nun haben Forscher Einblicke gewonnen, wie es zu diesen Phänomen kommt. Sie entstehen demnach, wenn Sinneseindrücke das Gehirn erreichen, die nicht zusammenzupassen scheinen. Durch einen speziellen Berührungs-Roboter konnten die Forscher sogar gezielt solche geisterhaften Wahrnehmungsphänomene bei gesunden Probanden heraufbeschwören.

Halloween ist vorüber… doch neben dem Unterhaltungswert haben Gespenster und Geister auch eine wissenschaftliche Seite. Es gibt Menschen, die ernsthaft von geisterhaften Erscheinungen berichten: Sie haben die unerschütterliche Empfindung, es sei jemand bei ihnen, der aber eigentlich nicht da sein kann und den auch niemand sonst wahrnimmt. Vor allem Menschen mit Schizophrenie oder Hirnschäden berichten von solchen Erfahrungen. Doch auch Gesunde können sie erleben – prominentes Beispiel: Bergsteiger Reinhold Messner. Er berichtete, dass er beim Abstieg vom Nanga Parbat plötzlich das Gefühl hatte, dass ihm ein geisterhafter Begleiter folgte: „Nur ein klein wenig rechts und ein kleines Stück hinter mir – immer gerade außerhalb meines Blickfeldes“, so Messner.

Wenn uns das Gehirn einen Streich spielt

Die Forscher um Olaf Blanke von der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne bieten nun eine wissenschaftliche Erklärung für diese Erscheinungen. Ihnen zufolge entstehen sie, wenn unser Gehirn ungewöhnliche Signale empfängt, die mit der körperlichen Selbstwahrnehmung und der eigenen Position im Raum zu tun haben. Bei ihren Experimenten erzeugten die Forscher diese Effekte durch ein spezielles Robotersystem.

Probanden mit einer Augenbinde bewegten dabei vor sich einen Roboterarm. Anfangs wurden diese Bewegungen gleichzeitig auf einen Roboterarm im Rücken der Testteilnehmer übertragen. Auf diese Weise konnten sie sich selbst von hinten an verschiedenen Stellen berühren. Mit diesem analogen System kam ihr Gehirn gut zurecht: Die Probanden hatten das Gefühl, sich selbst am Rücken zu berühren. Doch das änderte sich, als die Forscher eine Zeitverschiebung einstellten. Jetzt reagierte der Roboterarm im Rücken der Teilnehmer verspätet auf die Bewegungen, die sie vor sich ausführten.

Geister erschrecken Probanden

Nun „erschienen die Geister“, berichten die Forscher. Viele der Studienteilnehmer, die nichts von dem Zweck des Experimentes wussten, berichteten von der starken Empfindung, ein oder gleich mehrere imaginäre Personen seien im Raum. Einige hatten eine Art außerkörperliche Wahrnehmung – sie hatten das Gefühl, sich selbst hinter den eigenen Körper zu verschieben. Für einige waren die Eindrücke so unangenehm, dass sie das Experiment abbrachen. „Unsere Experimente zeigen, dass Geistererscheinungen durch widersprüchliche sensomotorische Signale entstehen können“, erklärt Blanke. „Das Roboter-System ruft dabei die Empfindungen einiger Patienten mit psychischen Störungen hervor oder von gesunden Personen unter extremen Bedingungen. Dies belegt, dass die Phänomene durch eine veränderte Wahrnehmung des eigenen Körpers im Gehirn verursacht werden können“, so der Blanke.

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Diese Erklärung spiegelte sich den Forschern zufolge auch in Untersuchungsergebnissen bei zwölf Patienten wider, die an neurologischen Problemen leiden und von geisterhaften Wahrnehmungsphänomenen berichtet hatten. Hirnscans zeigten, dass sie Auffälligkeiten in bestimmten Hirnregionen aufwiesen, von denen bereits eine Rolle bei der Selbstwahrnehmung und Bewegungen bekannt ist.

Die Ergebnisse können nun helfen, Symptome von Erkrankungen wie Schizophrenie besser zu verstehen, sagen Blanke und seine Kollegen. Denn viele der Betroffenen leiden unter Vorstellungen, imaginäre Wesen würden sie bedrängen. Den Forschern zufolge bieten ihre Ergebnisse nun aber auch eine Erklärung für viele scheinbar übersinnliche Erfahrungen, von denen Menschen aus allen Kulturkreisen berichten. Was Geister sind und ob es sie wirklich gibt, bleibt aber letztlich dem Glauben überlassen. Aus wissenschaftlicher Sicht kann man nun allerdings eines feststellen: Geister existieren wirklich –  zumindest in unserem Kopf.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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