Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Die Top Ten der Physik 2014

Astronomie|Physik Technik|Digitales

Die Top Ten der Physik 2014
14-12-12-rosetta.jpg
Die erste Landung einer Raumsonde auf einem Kometen ist das Physik-Highlight des Jahres 2014 (ESA)
Pünktlich zum sich nähernden Jahresende beginnt auch in der Wissenschaft das große Bilanz-Ziehen: Was hat das Jahr an wichtigen Durchbrüchen gebracht, was waren die überraschendsten Entdeckungen. Die Top Ten der Physik für das Jahr 2014 hat nun die Fachzeitschrift “Physics World” gekürt. Ihr unangefochtener Gewinner und Durchbruch des Jahres ist die erste Landung einer Raumsonde auf einem Kometen. Sie sei eine wahrhaft historische Leistung und ein wichtiger Beitrag zur Weltraumforschung, so die Begründung.

Am 12. November um Punkt 17:03 Uhr war es soweit: “Philae ist angekommen und redet mit uns” – mit diesen Worten verkündete der Leiter des Lander-Teams, Stefan Ulamec vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das historische Ereignis – die erste Landung einer Raumsonde auf einem Kometen. Die nur kühlschrankgroße Raumsonde Philae hatte nach einer zehnjährigen Reise auf der Oberfläche des Kometen 67P/Churyumov–Gerasimenko aufgesetzt. Ganz problemlos war diese Landung allerdings nicht, wie sich schnell zeigte. Denn die Sonde prallte zwei Mal von der Oberfläche ab und landete dann ausgerechnet in einer schattigen Spalte, in der ihre Sonnensegel kaum Licht erhielten. Aus Strommangel ging Philae daher nach nur 57 Stunden in den Ruhezustand.

Eine historische Leistung

Doch selbst in dieser kurzen Zeit leistete der kleine Lander ganze Arbeit: Das Mini-Labor mit seinen zehn Instrumenten schnüffelte, bohrte, hämmerte und durchleuchtete den Kometen gemeinsam mit seiner Muttersonde Rosetta. Schon die ersten Auswertungen der dabei gesammelten Daten lieferten einzigartige und überraschende Einblicke in die Natur der Kometen.

“Durch die Landung von Philae auf einem weit entfernten Kometen hat das Rosetta-Team ein neues Kapitel in unserem Verständnis darüber aufgeschlagen, wie sich das Sonnensystem entwickelte – und letztlich auch wie das Leben auf der Erde entstand”, begründet Hamish Johnston von der Physics World die Entscheidung. Neben den faszinierenden Erkenntnissen, die die Rosetta-Mission gebracht hat und noch bringen wird, sei die Kometenlandung aber auch eine Meisterleistung der Raumfahrt. “Die Auszeichnung gebührt auch der technologischen Tour de Force, zehn Jahre lang einem Kometen hinterherzujagen und dann ein Labor auf seiner Oberfläche zu deponieren”, so Johnston.

Die restlichen 9: Kosmos, Quanten und die Kernfusion

Neben diesem physikalischen Durchbruch des Jahres kürten die Herausgeber und Redakteure noch neun weitere Leistungen des Jahres 2014. Kriterien für die Wahl waren dabei: eine fundamentale Bedeutung für die Forschung, ein signifikanter Erkenntnisgewinn, eine enge Verbindung zwischen Theorie und Experiment und die Relevanz für die Physik als Ganzem.

Anzeige

Das kosmische Netzwerk: Im Januar 2014 gelang Astronomen erstmals ein direkter Blick auf das riesige Netzwerk aus Gas, das das gesamte Universum durchzieht. Diese Filamente aus Wasserstoffgas sind quasi die Adern des Kosmos, sie versorgen die Galaxien mit Gasnachschub. Erst das starke Licht eines Quasars ließ nun einen Teil dieses Netzwerks aufleuchten und enthüllte so dessen dreidimensionale Struktur.

Solare Neutrinos: Im August 2014 wiesen Forscher erstmals solare Neutrinos nach – Teilchen, die bei der Fusion von Wasserstoff im Sonneninneren entstehen. Die mit Hilfe des Borexino-Detektors in den italienischen Alpen erhobenen Daten belegten, dass unsere Vorstellungen über die solaren Fusionsvorgänge stimmen und zeigten erstmals, wie hoch die momentane Fusionsrate der Sonne wirklich ist – denn das Sonnenlicht ist bereits 100.000 Jahre alt, wenn es die Sonnenoberfläche verlässt.

Kernfusion: Mit Hilfe starker Laser erreichten Physikern ein wichtiger Fortschritt in der Kernfusion: Es gelang ihnen erstmals, mehr Energie aus einem Fusions-Brennstoff herauszuholen als sie zuvor hineingesteckt hatten. Dafür heizten sie ein Brennstoffpellet aus Deuterium und Tritium mit Hilfe von Laserpulsen so stark auf, dass dabei einige Atome miteinander verschmolzen.

Traktorstrahl aus Schallwellen: Klingt wie “Star Trek”, ist aber reale Physik. Forschern gelang es, ein winziges dreieckiges Objekt allein durch die Kraft von Ultraschall-Wellen zu bewegen. Zwei Ultraschall-Bündel wurden dafür so auf die Seiten des gleichschenkeligen Dreiecks gerichtet, dass der Schalldruck das Dreieck auf die Ultraschallsender zu schob.

Supernova im Labor: Die Mini-Version einer Sternenexplosion erzeugten Physiker mit Hilfe von Laserstrahlen in einem britischen Labor. Sie richteten drei energiereiche Laser in einer mit Argon-Gas gefüllten Kammer auf ein kleines Kohlenstoffstäbchen und heizten es immer mehr auf, bis es explodierte. Diese Explosion erzeugt eine asymmetrische Schockwelle, die der einer Supernova gleicht.

Magnetismus von Elektronen: Jedes Elektron besitzt ein magnetisches Moment, es reagiert dadurch wie ein winziger Stabmagnet auf Magnetfelder. Erstmals ist es in diesem Jahr Forschern gelungen, die extrem schwache gegenseitige Wechselwirkung der magnetischen Momente zweier Elektronen experimentell zu messen.

Verbesserte Glasfaser: Praktischen Nutzen hat eine im Januar 2014 veröffentlichte Entwicklung: Physiker nutzten gezielt eingebaute Unreinheiten in der Kristallstruktur von optischen Leitern, um die Qualität der über diese Faser übermittelten Bilder zu erhöhen. Diese auf der sogenannte Anderson Lokalisation beruhende Technik könnte die Datenübertragung verbessern.

Spin-Hologramm: Im Februar stellten Forscher einen neuen Typ von Datenspeichern vor, der auf der Interferenz von Spinwellen beruht. Die Datenbits werden dabei durch die Orientierung eines Magnetfelds zwischen zwei Magneten gespeichert, über kleine Antennen geschickte elektrische Signale erlauben das Auslesen.

Kompression für Quantendaten: Forscher haben erstmals eine Methode entwickelt, mit der sich auch in Quantenbits gespeicherte Information komprimieren lässt. Statt drei Qubits werden dann für die gleichen Information nur noch zwei benötigt. Noch funktioniert das Ganze zwar nur für diese kleinen Einheiten, es zeigt aber, dass eine Kompression von Quantendaten grundsätzlich möglich ist.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

os|teo|plas|tisch  〈Adj.; Med.〉 1 mithilfe der Osteoplastik 2 Knochenlücken schließend … mehr

Ho|mö|o|se  〈f. 19; Biol.〉 Entwicklungsweg eines bestimmten Organs [zu grch. homoios … mehr

Au|to|som  〈n. 11; Biol.〉 nicht geschlechtsgebundenes Chromosom [<grch. autos … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige