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Nachtfalter-Schwänze verwirren Fledermaus-Echolot

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Nachtfalter-Schwänze verwirren Fledermaus-Echolot
Faszinierende Zeichnungen – aber auch bizarre Formen: Manche Nachtfalterarten besitzen lange dünne Ausläufer am unteren Ende ihre Flügel. Doch wozu dienen diese seltsamen Gebilde? Einer experimentellen US-Studie zufolge handelt es sich um ein raffiniertes Fledermaus-Abwehrsystem. Die Echolot-Ortung der nächtlichen Jäger reagiert demnach besonders intensiv auf die länglichen Strukturen, weshalb sie bevorzugt nach ihnen schnappen. Für den Nachtfalter erhöht dies wiederum die Chance zu entkommen.

Video: Fledermäuse im Jagdanflug auf einen Nachtfalter. Credit: PNAS, doi: 10.1073/pnas.1421926112

Ablenkungstaktiken nutzen viele Insekten, um ihre Feinde bei der Jagd zu stören. Ein Beispiel sind die falschen Augen, die manche Schmetterlinge auf ihren Flügeln präsentieren, etwa das Tagpfauenauge. Sie sollen Vögel verwirren und dazu verleiten, nach ungünstigen Angriffspunkten an der Beute zu schnappen. Doch dieser visuelle Trick wirkt natürlich nicht in der Finsternis und gegen Fledermäuse sowieso nicht: Sie verlassen sich bekanntlich bei der Jagd nicht auf ihren Sehsinn, sondern auf ihre raffinierte Echolot-Ortung. Sie stoßen dazu Schreie aus, die vom Körper eines Nachtfalters reflektiert werden. Durch die feinen Echos können die Fledermäuse ihre Beute detektieren und schließlich aus der Luft schnappen.

Forscher angeln mit Faltern nach Fledermäusen

Die Forscher um Jesse Barber von der Boise State University in Boise fragten sich in diesem Zusammenhang, ob die langen Fortsätze an den Flügeln mancher Nachtfalterarten das akustische Pendant zu den Augenflecken auf den Flügeln vieler Tagfalter sein könnten. Um dieser Vermutung nachzugehen, untersuchten sie das Jagdverhalten der Großen Braunen Fledermaus (Eptesicus fuscus), die gerne die sogenannten Luna-Falter (Actias luna) nascht. Diese Nachtfalter flattern mit eleganter Flügelform durch die Nacht: Der Luna-Falter besitzt ausgeprägt lange Fortsätze an seinen Flügeln.

Wenn man die Fortsätze abknipst, dann…

Für ihre Experimente befestigten die Forscher einige Falter an feinen Angelschnüren und ließen sie daran durch die Luft flattern. Bei einem Teil der Tiere hatten sie die Anhängsel an den Flügeln abgeknipst. Untersuchungen des Flugverhaltens dieser Falter zeigten, dass den Gebilden offenbar keine wichtige Funktion beim Fliegen zukommt – auch ohne die langen Dinger flatterten die Versuchstiere souverän. Als nächstes war Fledermaus-Angeln angesagt: Die Forscher konfrontierten jagende Fledermäuse mit den manipulierten Beutetieren und erfassten dabei deren Verhalten mittels Infrarotkameras.

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Es zeigte sich: Falter ohne Anhängsel wurden 47 Prozent häufiger erwischt, als solche die mit ihren Flügel-Schwänzen durch die Luft flatterten. Die Aufnahmen offenbarten zudem, dass die Fledermäuse bei den intakten Faltern in 55 Prozent der Fälle nach den Anhängseln schnappten. Den Forschern zufolge legt dies nahe, dass deren Echo-Signale die Jäger anlocken. Die wirbelnden Fortsätze eignen sich allerdings nicht gut als Angriffspunkt und so gewinnt der Nachtfalter eine höhere Überlebenschance, erklären die Forscher.

Das Erfolgskonzept entwickelte sich mehrmals unabhängig

Das Anhängsel-Konzept ist offenbar so effektiv, dass es sich unabhängig voneinander in mehreren Nachtfalter-Familien entwickelt hat, berichten die Forscher. Das konnten sie durch Untersuchungen der Verwandtschaftsbeziehungen unter den Nachtfaltern belegen – durch sogenannte phylogenetische Analysen. Bei den eleganten Flügelfortsätzen handelt es sich also um ein buchstäblich schönes Beispiel für parallele Evolution.

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Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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