Credit: Mangalam et al./Current Biology 2015
Es ist bereits seit einiger Zeit bekannt, dass die in weiten Teilen Südamerikas beheimateten Rückenstreifen-Kapuziner (Sapajus libidinosu) Palmnüsse mit Steinen knacken. Um die extrem harten Schalen aufzubrechen, suchen sich die zierlichen Äffchen Steine, schleppen sie samt Nüssen zu einem geeigneten Knackplatz und machen sich ans Werk: Geschickt donnern sie die teils schweren Steinbrocken auf die Nüsse, bis sie ihren kostbaren Kern freigeben.
Wer sich beknackt anstellt, haut die Nuss platt
Ein wichtiges Detail der Knacktechnik war bisher allerdings unbekannt: Passen die Tiere ihre Schlagkraft den Anforderungen an? Dieser Frage sind die Forscher um Madhur Mangalam of the University of Georgia in Athens nun durch Analysen von Videoaufnahmen gezielt nachgegangen. Tiere einer wildlebenden Gruppe von Rückenstreifen-Kapuzinern in Brasilien zeigten dabei, was sie drauf haben.
Wer schon einmal Nüsse mit einem Stein geknackt hat, weiß: Eine flexible Einstellung der Schlagkraft ist für den Erfolg wichtig. Die Kraft muss ausreichen, um die Schale aufzubrechen – doch es gibt auch ein Zuviel des Guten: Mit übermäßiger Wucht haut man die Schale samt Inhalt platt, so dass ein unerfreulicher Trümmerbrei entsteht. Auch wenn nach einem Anfangsschlag schon ein erster kleiner Riss vorliegt, muss die Schlagkraft behutsam anpasst werden, um nicht mit diesem Misserfolg zu enden. Kurzum, auch für uns Menschen ist cleveres Nüsseknacken eine Herausforderung. Genau diese Aufgabe meistern Kapuzineraffen mit Bravour, wie die Analysen der Videoaufnahmen zeigen.
Schlagkraft wird bedacht angepasst
Die Forscher hatten zwar erwartet, dass die Affen nicht einfach nur plump draufhauen, doch mit solch beeindruckenden Fertigkeiten hatten sie nicht gerechnet: „Es war ein ‚Eureka‘ Moment, als wir merkten, dass die Affen die Wucht nach jedem Schlag behutsam den neuen Anforderungen anpassen. Keiner hatte dieses Maß an Fingerfertigkeit bei Affen vermutet“, sagt Mangalam. „Unsere Feststellungen haben gezeigt, dass Primaten zu der geistigen Leistung in der Lage sind, Werkzeuggebrauch gezielt flexibel einzusetzen“, resümiert er das Studienergebnis. Mangalam und seine Kollegen wollen nun durch weitere Untersuchungen herausfinden, inwieweit auch andere Tierarten zu solchen Leistungen fähig sind.