Video: Eine Schnappkieferameise schleudert sich aus der Trichterfalle eines Ameisenlöwen.
Credit: PLoS ONE 10(5): e0124871. doi:10.1371/journal.pone.0124871
Die Schnappkieferameisen sind für ihre bizarren Beißerchen berühmt. Der Schnappmechanismus beruht darauf, dass die Energie in einem starken Muskel im Kopf der Insekten wie in einem gespannten Bogen gespeichert wird. Der Kiefer ist dann bei offener Stellung blockiert. Erst wenn er durch das Tier ausgerastet wird, schnappen die Kieferzangen – die sogenannten Mandibel – blitzartig zu. Bei der Schnappkieferameisenart Odontomachus brunneus erreichen die Mandibel eine Geschwindigkeit von über 40 Metern pro Sekunde – 144 Kilometer pro Stunde.
Ameisenlöwen haben das Nachsehen
Es gab bereits Beobachtungen, wonach die Ameisen manchmal eigenartiges Sprungverhalten zeigen. So beschlossen Fredrick Larabee von der University of Illinois und seine Kollegen dieses Phänomen einmal buchstäblich unter die Lupe zu nehmen. „Es war nicht bekannt, ob dieses Verhalten der Flucht bei Bedrohung dient, und wenn ja, ob dies die Überlebenschancen der Ameisen tatsächlich verbessert“, sagt Larabee. Dies untersuchten die Forscher, indem sie einige Ameisen mit einem ihrer schlimmsten Feinde konfrontierten: dem Ameisenlöwen. Diese räuberischen Insekten lauern im Zentrum eines Trichters aus Sand auf ihre Opfer. Gerät eine Ameise in die Falle, rutscht sie auf dem krümeligen Untergrund ins Zentrum, wo sie der hungrige Ameisenlöwe erwartet.
Die Beobachtungen und Videoaufnahmen der Forscher dokumentierten: Die Schnappkieferameisen setzen ihre Kiefer tatsächlich gezielt ein, um sich aus den Trichtern der Ameisenlöwen zu schleudern. Sie halten ihre Mandibel dazu nahe zum Untergrund und lassen sie zuschnappen. „Die Ameisen waren in der Lage, in 15 Prozent der Fälle durch diese Strategie aus der Trichterfalle zu entkommen“, berichtet Larabee. Ameisen, denen die Forscher die Mandibel verklebten, hatten hingegen nur noch halb so gute Überlebenschancen, wie Kollegen die sich wegspicken konnten.
„Unserer Studie zeigt, wie ein Merkmal, das für bestimmte Zwecke entwickelt wurde auch andere Funktionen übernehmen kann,“ sagt Larabee. „In diesem Fall ist es ein Werkzeug, das eigentlich dem Schnappen von Beute dient, aber auch als ein Flucht-Werkzeug eingesetzt werden kann“, resümiert der Biologe.