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Wasserkraftwerke im Taschenformat

Technik|Digitales

Wasserkraftwerke im Taschenformat
Keine erneuerbare Energiequelle liefert so beständig wie die Wasserkraft: Seit über 100 Jahren wird sie in Deutschland genutzt, in den letzten 25 Jahren erzeugte sie beharrlich rund 20.000 Gigawattstunden im Jahr. 2014 waren das etwa ein Achtel der sauberen Stromproduktion in Deutschland. Doch anders als Wind, Sonne und Biomasse wächst der Beitrag der Wasserkraft als Energiequelle nicht, da es kaum noch geeignete Gewässer gibt. Das will das Jungunternehmen Aquakin in Fürth ändern: Mit einer Reihe von Mikrokraftwerken soll künftig auch in „ungeeigneten“ Kleingewässern nach Strom gefischt werden.

Das erste und kleinste Modell heißt Blue Freedom, ist eher für den Privatgebrauch gedacht und soll in einen Rucksack passen. Mit der schlanken Turbine können vor allem Outdoor-Freunde die Akkus ihrer Handys, Taschenlampen und anderer Kleingeräte aufladen. Einen wirklichen Beitrag zur Energiewende könnte das größere Wirbelwasserkraftwerk leisten: Es funktioniert im Prinzip wie eine normales Wasserkraftwerk, ist allerdings wesentlich kleiner und kann schon ab Wasserfallhöhen von 1,80 Metern eingesetzt werden. „Bisher rechnet sich das erst ab 30 Metern“, sagt Benedikt Schröder, einer der Mitgründer von Aquakin.

Kraftwerk für flache Gewässer

Die zweite Neuheit ist ein Linearwasserkraftwerk. Ähnlich wie das Wirbelwasserkraftwerk soll es etwa 20 Kilowatt leisten, kann im Gegensatz zu diesem aber in flachen, fließenden Gewässern eingesetzt werden. Durch Neuerungen an Schaufelrädern und Übersetzung kann es schon bei Wassertiefen ab 30 Zentimetern Strom erzeugen. Die weltweiten Ausbaumöglichkeiten der Wasserkraftnutzung dürften damit gewaltig sein: „Wir haben Anfragen aus über 60 Ländern, insgesamt mehr als 10.000 Vorbestellungen“, so Schröder. Regierungsvertreter zahlreicher Schwellen- und Entwicklungsländer hätten sich erkundigt und Anlagen geordert, denn gerade fernab von Stromnetzen ist ein lange Zeit beständig laufendes Wasserkraftwerk die Ideallösung. Außerdem verhandelt das Fürther Unternehmen mit Großkonzernen über eine Zusammenarbeit, selbst Stiftungen wie die Bill und Melinda Gates Foundation haben ihr Interesse kundgetan.

Mini-Wasserkraftwerk im Einsatz (Foto: Aquakin)In Deutschland könnte Aquakin aus einem ganz anderen Grund der Durchbruch gelingen: Die Turbinen sind fisch- und umweltfreundlich. Das Linearwasserkraftwerk könnte viele der 50.000 Wehre ersetzen, deren Rückbau zur Wiederherstellung von Fischwanderwegen eine neue EU-Verordnung fordert. Das Kraftwerk lässt Fische passieren, bremst zu hohe Fließgeschwindigkeiten des Wassers – und erzeugt elektrischen Strom.

Mini-Wasserkraftwerk im Einsatz (Foto: Aquakin)

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Auch das Wirbelwasserkraftwerk trägt seinen Teil zum lokalen Naturschutz bei: In den Ecken von Stauseen tritt häufig das Problem der Methanisierung auf. Es lagern sich zu viel Kohlenmonoxid sowie Kohlendioxid ab, und es herrscht Sauerstoffmangel. Fische können dann an diesen Stellen nicht mehr laichen. Mit dem Wirbelwasserkraftwerk würde Bewegung ins Wasser kommen, Sauerstoff und eben auch der Fischnachwuchs zurückkehren.

Ölfrei Strom produzieren

Die vierte Neuheit ist die Rohrturbine: In großen Frisch- und Abwasserleitungen soll der hohe Druck künftig in Strom umgewandelt werden, anstatt einfach nur abgelassen werden. Das scheiterte bisher daran, dass es keine ölfrei geschmierten Turbinen gab – für Frischwasserleitungen ein Tabu. Deshalb setzt Aquakin einfach auf vom fließenden Wasser geschmierte Generatoren.

© wissenschaft.de – Felix Austen
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