Der Versuchsaufbau erscheint bizarr: In einem schummrigen Raum liegt ein winziger Fischkörper reglos auf einer Petrischale. Es handelt sich um die Larve eines Zebrafischs, die kein Wasser benötigt. Sie wird vom Luftsauerstoff am Leben erhalten, solange der Körper feucht ist. Das Tier ist paralysiert und in seinen Flanken stecken zahlreiche Mini-Elektroden. Sie messen die Aktivitäten der motorischen Nervenzellen der Schwanzflosse der Fischlarve. Und über ihr schwebt das Objektiv eines 500.000 Dollar teuren Lasermikroskops.
Cyberspace für Zebrafische
Florian Engert gaukelt dem Tier mit speziellen Impulsen quasi vor, dass es schwimmt und schaut dabei in sein Gehirn. Das ist möglich, weil der Fisch durch die Mutation eines bestimmten Gens keine Pigmente bilden kann und er daher transparent ist. Zudem wurden die Gehirnzellen mit einem Fluoreszenz-Farbstoff markiert, der sichtbar wird, wenn eine Nervenzelle aktiv ist. Was Engert als erster Wissenschaftler weltweit geschaffen hat, ist eine Art Cyberspace für Zebrafische.
Deswegen nennt er seinen Aufbau Matrix – nach dem gleichnamigen Science-Fiction- Film. So will Engert herausfinden, wo bei den Tieren „Links“, „Rechts“ oder „Anhalten“ codiert sind, oder welche Schaltkreise aktiv sind, wenn sie Angst haben. Und der Forscher hat schon spektakuläre Ergebnisse erzielt, die sich möglicherweise sogar auf höhere Organismen übertragen lassen könnten. So gelang es ihm etwa, einem Fisch Superkräfte zu verleihen. Was es damit auf sich hat, lesen Sie im Juliheft von bild der wissenschaft.