Die Forschung der letzten Jahre hat immer deutlicher gezeigt, welche enorme gesundheitliche Bedeutung den mikrobiellen Untermietern des Menschen zukommt: Die kleinen Helferlein halten Krankheitserreger in Schach, beeinflussen unseren Stoffwechsel und das Immunsystem. Untersuchungen haben auch bereits Zusammenhänge zwischen gestörten Mikrobengemeinschaften und der Entstehung von bestimmten Erkrankungen aufgezeigt. Experten vermuten aber noch zahlreiche weitere vielschichtige Verbindungen zwischen dem sogenannten Mikrobiom des Menschen und seiner Gesundheit.
Mikroben sorgen für gesundes Milieu
Im Fall der Scheidenflora ist bereits bekannt, dass vor allem verschiedene Arten von Milchsäurebakterien – die sogenannten Döderlein-Bakterien – für ein gesundes Milieu sorgen und Platzhalterfunktion übernehmen. So verhindern sie, dass sich schädliche Bakterien oder Pilze breit machen können. Man weiß auch, dass sich die Zusammensetzung der Vaginalflora während der Schwangerschaft verändert. Auch Infektionen mit bestimmten Bakterienarten sind schon als mögliche Auslöser von Frühgeburten bekannt. Diesen Zusammenhängen sind die Forscher um David Relman von der Stanford University School of Medicine nun weiter nachgegangen.
Im Rahmen der Studie stellten 49 schwangere Frauen den Forschern wöchentlich Proben ihrer Vaginalflora für Analysen zur Verfügung. Durch moderne Nachweisverfahren schlüsselten Relman und seine Kollegen die mikrobielle Zusammensetzung in den Proben auf. Wie sie berichten, handelt es sich um eine artenreiche Mikrobenwelt: Sie fanden unterm Strich 3.767 unterschiedliche Bakterienspezies. Anhand der typischen Artzusammensetzungen teilten die Forscher die Vaginalflora der Schwangeren in fünf Gruppen ein.
Einsatz für ein Testsystem möglich
Als die Forscher ihre Ergebnisse mit den Schwangerschaftsverläufen verglichen, stellten sie fest: Die 15 Studienteilnehmerinnen, bei denen es zu einer Frühgeburt gekommen war, besaßen auffällig häufig eine Mikroben-Gesellschaft der Kategorie Nummer vier. Es handelt sich dabei um eine Flora, die vergleichsweise arm an Milchsäurebakterien-Arten ist, dafür aber ein vermehrtes Vorkommen von Mikroben der Gattungen Gardnerella und Ureaplasma aufweist. Den Forschern zufolge ließe sich dieser Zusammenhang möglicherweise nutzen: „Die Ergebnisse könnten uns helfen, durch ein Screening Frauen zu identifizieren, die ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt haben“, sagt Relman.
Bei der zu frühen Geburt handelt es sich um ein Problem mit großer Bedeutung, betonen die Forscher: Etwa elf Prozent aller Schwangerschaften führen zu einer Geburt vor der 37. Schwangerschaftswoche. Weltweit kommen so jährlich etwa 15 Millionen Babys zu früh auf die Welt. Dies kann zum Tode führen oder mit Spätfolgen einhergehen: Viele Betroffene leiden lebenslang unter gesundheitlichen Problemen beziehungsweise Beeinträchtigungen der geistigen Entwicklung. Die Forscher hoffen nun, dass ihre Ergebnisse neben dem möglichen Einsatz im Rahmen von Testsystemen auch zum besseren Verständnis der Ursachen von Frühgeburten beitragen können.