Zwar gibt es bei der Entwicklung neuer Baugebiete inzwischen Förderquoten für Wohnraum für einkommensschwächere Gruppen, doch ein Allheilmittel ist das nicht. Denn die demografische Entwicklung, die Individualisierung der Gesellschaft und die Pluralisierung der Lebensstile verlangen nach neuen Lösungen für das Leben in der Stadt. So haben beispielsweise ältere Ehepaare natürlich andere Ansprüche an ihre Wohnung als Studenten. Deswegen gibt es immer häufiger Projekte, die auf anderen Wohnformen basieren und sich von 08/15-Häusern unterscheiden: etwa Mehrgenerationenhäuser, spezielle Anlagen für Menschen ab 40 oder in den USA die „Houses to go“ für beruflich Mobile.
Interessant ist auch die „VinziRast-mittendrin“ in Wien. Dort wohnen seit 2013 in einem Eckhaus Studenten mit ehemaligen Obdachlosen in zehn gemischten Dreier-WGs unter einem Dach. Der Vorteil: Die Bewohner können in der Gemeinschaft leben, müssen es aber nicht, weil es genügend Raum für Individualität gibt. Viele Konzepte setzen auf weniger privaten Wohnraum und auf mehr Gemeinschaftsflächen sowie auf eine soziale Durchmischung. Das Problem dabei ist jedoch, dass Investoren und Kommunen oft immer noch nicht erkannt haben, für wen sie eigentlich bauen, weil sie anscheinend die gesellschaftliche Entwicklung mehr oder weniger verschlafen haben.
Statt nach Wohnvorstellungen zu fragen, orientiert sich der Immobilienmarkt immer noch am Portemonnaie der künftigen Bewohner. Doch langsam findet ein Umdenken statt, wie Kathryn Kortmann im Septemberheft von bild der wissenschaft schreibt und anhand zahlreicher weiterer Beispiele beweist.