Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Mit den Augen des Pferdes

Erde|Umwelt

Mit den Augen des Pferdes
15-11-25-pferd.jpg
Pferde sehen die Welt anders als wir (Foto: Alexia Krushcheva/ iStock)
Pferde sehen die Welt anders als wir: Sie haben einen fast perfekten Rundumblick, sehen dafür aber Farben nur eingeschränkt. Ein Experiment zeigt nun: Auch beim Erkennen von Größen und Formen sind die vierbeinigen Fluchttiere nur begrenzt begabt. Objekte, deren Größe sich weniger als 14 Prozent unterscheidet, erscheinen den Pferden gleich groß. Zudem achten sie weniger auf die generelle Form als vielmehr auf Details. Formen zu unterscheiden fällt ihnen daher schwerer als Menschen oder Schimpansen.

Pferde sind Fluchttiere: In den Steppen, in denen sie ursprünglich heimisch waren, war es für sie überlebenswichtig, potenzielle Feinde  rechtzeitig zu erkennen. Damit ihnen dies auch beim Grasen mit gesenktem Kopf möglich ist, stehen ihre Augen weit seitlich am Kopf und ermöglichen eine fast lückenlose Rundumsicht. Gleichzeitig können Pferde auch bei schwachem Licht besser sehen als wir Menschen. Dafür sorgt eine relativ hohe Anzahl von Stäbchen in ihrer Netzhaut und das Tapetum Lucidum – eine reflektierende Schicht im Augenhintergrund, die als Restlichtverstärker dient. Wenn es um die Sehschärfe geht, ist es bei den Pferden dagegen weniger gut bestellt: Sie sehen eher verschwommen. Und weil die Sehfelder beider Augen bei den Pferden nur wenig überlappen, können sie nur in einem kleinen Bereich dreidimensional sehen. Auch Farben nehmen die Tiere nur eingeschränkt wahr: Sie besitzen nur zwei Sorten von Zapfen in der Netzhaut des Auges statt wie wir drei.

Welcher Apfel ist größer?

Bisher unbekannt war aber, wie gut die Pferde die Größe und Form von Objekten erkennen können. Sehen sie überhaupt, welcher von zwei angebotenen Äpfeln der größere ist? Und unterscheiden sie eine Birne von einem Apfel am Aussehen oder nur am Geruch? Um das zu klären, haben Masaki Tomonaga von der Universität Kyoto und seine Kollegen drei Ponys, drei Schimpansen und sechs Menschen in einem Sehexperiment gegeneinander antreten lassen. Die zwei- und vierbeinigen Probanden sahen in einem ersten Test jeweils zwei Kreise auf einem Bildschirm. Sie sollten angeben, welcher von beiden der größere ist. In einem zweiten Test ging es darum, verschiedene Formen auseinanderzuhalten, beispielsweise einen Kreis und ein Kreuz oder ein Z und ein X.

Das Ergebnis: Bei den Größenvergleichen schnitten die Pferde deutlich schlechter ab als Schimpansen oder Menschen. Erst wenn ein Kreis mehr als 14 Prozent größer war als der andere, erkannten die Ponys einen Unterschied. “Das war viel schlechter als man es anhand der Sehschärfe der Pferde erwartet hätte”, sagen die Forscher. Wenn es darum geht, das größere Leckerli auszuwählen, sind Pferde demnach nicht unbedingt die gewieftesten. Im zweiten Test waren die Unterschiede weniger eindeutig: Die Pferde schnitten insgesamt nur wenig schlechter ab als Menschen oder Schimpansen. Sie neigten aber dazu, Formen mit diagonalen Linien wie X und Z zu verwechseln. Wie die Forscher herausfanden, ist die Perspektive der Pferde offenbar eine andere als bei uns: Sie achten mehr auf die lokalen Details als auf die gesamte Form.

Quelle:

© wissenschaft.de – Nadja Podbregar
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Zoo|geo|gra|fie  〈[tso:o–] f. 19; unz.〉 Tiergeografie, (Erforschung) der Verteilung der Tiere über ein geograf. Gebiet; oV Zoogeographie … mehr

Pa|tho|ge|ni|tät  〈f. 20; unz.; Med.〉 pathogene Beschaffenheit, Fähigkeit, Krankheiten hervorzurufen

Fer|ri|tin  〈n. 11; Biochem.〉 ein aus 24 Untereinheiten aufgebautes Protein, das bis zu 4500 Eisenatome speichern kann, ein wichtiges Bindeglied im Eisenstoffwechsel, bes. bei der Bildung der roten Blutkörperchen

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige