Carignan und ihre Kollegen haben nun genauer ermittelt, wie stark Büroangestellte tatsächlich diesem Mittel ausgesetzt sind und wo sie in ihrem Alltag am stärksten mit TDCPP in Kontakt kommen. In ihrer Pilot-Studie untersuchten sie bei 31 Probanden den Staub an deren Arbeitsplatz, in ihrem Fahrzeug und in ihren Wohn- und Schlafzimmern. Zusätzlich analysierten sie den Urin der Teilnehmer auf ein Abbauprodukt des TDCPPs hin. Die Urinproben dafür wurden tagsüber, meist nachmittags am Arbeitsplatz gesammelt.
TDCPP-Abbauprodukt in allen Urinproben nachgewiesen
Das Ergebnis: Egal ob Büro, Auto oder Wohnzimmer – in 99 Prozent der Staubproben wiesen die Forscher das Flammschutzmittel nach. Die Konzentrationen seien dabei in den Fahrzeugen mit 12,5 Mikrogramm pro Gramm (μg/g) am höchsten gewesen, gefolgt von den Büros mit 6,06 μg/g, berichten sie. Weniger stark belastet war dagegen der Staub aus den Wohnungen der Angestellten: Im Wohnzimmerstaub fanden die Wissenschaftler 4,21 μg/g, in den Schlafzimmern nur 1,4 μg/g TDCPP.
Die Frage war nun jedoch, wie viel davon von den Probanden auch aufgenommen wurde. Wie die Urinproben zeigten, hatten ausnahmslos alle Teilnehmer das Abbauprodukt des TDCPP im Körper erzeugt und über die Nieren ausgeschieden. Ihr Urin enthielt dabei umso mehr dieser Substanz, je mehr TDCPP sich im Staub der Büroräume fand. Dieser Zusammenhang von Umgebungsbelastung und Abbauprodukt sei nur bei den Büros, nicht bei den Fahrzeugen und Wohnungen aufgetreten, berichten die Wissenschaftler. Angestellte, die in neueren, weniger belasteten Büros arbeiteten, hatten 74 Prozent weniger Abbauprodukt im Urin wie diejenigen aus älteren Büros. Möglicherweise sei in den neueren Gebäuden ein anderes Flammschutzmittel eingesetzt worden oder aber die Substanz habe noch nicht genügend Zeit gehabt, um sich aus den Möbeln herauszulösen, meinen die Forscher.
„Unsere Ergebnisse bestätigen, dass der Kontakt mit dem Flammschutzmittel in der Arbeitsumgebung eine wichtige Rolle für die individuelle Belastung mit TDCPP spielt“, konstatieren Carignan und ihre Kollegen. Leider sei es im Alltag sehr schwierig, diese Substanzen zu vermeiden. „Im Moment ist der beste Rat, den wir geben können: Hände waschen, Staub wischen, gut Lüften und vielleicht auch Luftfilter einsetzen.“