Möglichst breit streuen, damit der Nachwuchs Platz hat: Nach dieser Devise haben viele Pflanzenarten Strategien entwickelt, um ihr Saatgut möglichst breit zu verteilen. Die Vertreter der Gattung der Milzkräuter (Chrysosplenium) haben dabei ein besonders kurioses System hervorgebracht: Ihre Samen liegen locker in einem sogenannten Spritzbecher, der Regentropfen einfangen soll. Trifft einer das winzige Gefäß, schleudert die Wucht des Wassers die Samen bis zu einem Meter weit von der nur etwa zehn Zentimeter großen Mutterpflanze weg. Wissenschaftler des Georgia Institutes of Technology in Atlanta haben nun genau untersucht, wie es zu dieser enormen Beschleunigung kommt.
Sie haben dazu Modelle der Spritzbecher gebaut und mit Hochgeschwindigkeitsaufnahmen die Abläufe beim Auftreffen eines Tropfens analysiert. Dabei zeigte sich, dass die Geometrie der Gefäße so entworfen ist, dass sie eine maximale Spritzweite sicherstellen. Diese Informationen könnten sich sogar technisch umsetzen lassen, meinen die Forscher. Tintenstrahldrucker könnten davon beispielsweise profitieren, oder man könnte die Eigenschaften der Spritzbecher sogar dazu nutzen, Energie aus Regen zu ernten, schlagen Guillermo Amador und seine Kollegen vor. Denn beim Auftreffen werden die Wassertröpfchen deutlich beschleunigt ? teilweise um einen Faktor drei bis fünf.
Guillermo Amador (Georgia Institutes of Technology in Atlanta) et al.: J. R. Soc. Interface, doi:10.1098/r sif.2012.0880 © wissenschaft.de – Martin Vieweg
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