Die Forscher führten die Studie an Wapitis ( Cervus canadensis) durch, den nordamerikanischen Verwandten der europäischen Rothirsche. Sie statteten 122 männliche und weibliche Tiere der nördlichen Rocky Mountains mit GPS-Sendern aus, um ihre Bewegungen durch Satelliten-Überwachung erfassen zu können. Die Daten zeigten dabei, wie schnell und weit sich ein Tier bewegte und ob es sich auf offenen Grasflächen oder im Unterholz aufhielt. Diese Informationen konnten die Forscher dann am Ende der Jagdsaison mit dem Überlebenserfolg der Tiere in Verbindung setzen.
Die Auswertungen ergaben, dass sich Wapitis in zwei Grundcharaktere einteilen lassen: Die sogenannten ?Renner? nutzen gern offene Lichtungen und verlassen sich bei Gefahr auf ihre scharfen Augen und rennen davon. Die ?Verstecker? begeben sich dagegen selten hervor, sondern bleiben lieber in der Deckung und tauchen unter, wenn Gefahr droht. Diese beiden grundlegenden Verhaltensmuster zeigten die Tiere auch vor der Jagdsaison. Die Forscher schließen daraus, dass es sich um eine Veranlagung handelt und nicht um erlerntes Verhalten.
Die Strategie der ?Renner? war vermutlich über einen langen Zeitraum der Entwicklungsgeschichte der Hirsche durchaus erfolgreich: Durch Flucht konnten sie sich nicht nur Raubtieren wie Wölfen, sondern auch der Reichweite von Speeren oder Pfeilen entziehen. Doch im Zeitalter der Schusswaffen schwindet dieser Vorteil: Den Auswertungen der Forscher zufolge ist die Versteck-Taktik nun die deutlich erfolgreichere. Vermutlich wird sich deshalb der schüchterne Grundcharakter in der Wapiti-Population noch mehr durchsetzen, sagen Simone Ciuti und seine Kollegen.