Jose Sher von der New York University und seine Kollegen wählten daher eine andere Strategie: Sie analysierten das Erbgut der gesamten Mund- und Darmflora von acht Rheuma-Patienten, drei Patienten mit Schuppenflechte – einer weiteren Autoimmunerkrankung – und neun gesunden Kontrollpersonen. Ergebnis: Sowohl im Darm als auch im Mund fanden sich klare Unterschiede. Im Darm der Rheumatiker machten Bakterien aus der Familie Prevotella beispielsweise durchschnittlich 38 Prozent der Mikroben aus, bei der Kontrollgruppe waren es nur 4,3 Prozent. Auch in der Mundhöhle fanden die Forscher ein Übermaß an Prevotella-Bakterien, die zusammen mit Spirochäten und Porphyromonas-Mikroben im Schnitt 53 Prozent der Flora stellten – bei Gesunden waren es 18,5 Prozent.
Ähnlich wie in früheren Studien fanden die Wissenschaftler zudem auch diesmal auffällige Veränderungen des Zahnfleischs bei den Rheumatikern: 66 Prozent litten unter Parodontitis, während von den Schuppenflechte-Patienten lediglich 25 und in der Kontrollgruppe nur 12 Prozent Probleme mit Zahnfleischentzündungen hatten. Vermutlich aktiviert die veränderte Zusammensetzung von Darm- und Mundflora eine bestimmte Art Immunzellen und bringt so das Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Prozessen durcheinander, so die These der Forscher. Sie haben bereits begonnen, ihre Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen: In einer Pilotstudie mit 90 Freiwilligen wollen sie testen, ob eine Behandlung mit Antibiotika und damit eine Veränderung der Darmflora den Krankheitsfortschritt verlangsamt. Zusätzlich soll diese Studie helfen, die Wechselwirkungen zwischen Mikroben und Immunsystem besser zu verstehen.